#17 Freia Sabine Säuberlich: Konflikte fair lösen.
Shownotes
In dieser Folge spreche ich mit der Rechtsanwältin & Mediatorin Freia Sabine Säuberlich. Sie hat eine eigene Kanzlei für Kooperative Praxis und Mediation und unterstützt Paare, die sich trennen oder scheiden lassen wollen dabei, Konflikte fair zu lösen.
Wir sprechen darüber:
- was genau sich hinter der Idee einer Kooperativen Praxis verbirgt.
- wie sich dieses Verfahren von einem normalen Scheidungsverfahren unterscheidet.
- & natürlich sprechen wir über das spannende Thema Konflikte.
Sabine teile beispielsweise ihre Tipps mir uns, wie wir einen Konflikt ansprechen. Und zwar BEVOR er zum echten Problem wird.
Viel Spaß beim Anhören.
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Freia Sabine Säublerlichs Kanzlei
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Freia Sabine Säuberlich.mp3
Julia: Liebe Sabine, super schön, dass du hier bist! #00:00:02-6#
Sabine: Hallo Julia, vielen Dank für die Einladung, und ich freue mich, dass ich da sein kann. #00:00:06-9#
Julia: Ja schön, das erste Mal über eine Kooperative Praxis habe ich erfahren, als wir beide gesprochen haben, und ich bin mir ganz sicher, dass es unseren Hörern genauso geht. Vielleicht nimmst du uns mal kurz mit, was versteckt sich hinter dem Begriff Kooperative Praxis? #00:03:38-3#
Sabine: Ja, ja, sehr gerne, die Kooperative Praxis ist ein kooperatives Anwaltsverfahren, das heißt, die Anwält*innen kooperieren miteinander und nicht sind nicht Gegner*innen. Das basiert auf der Mediation, das heißt, es geht darum, die Interessen und Bedürfnisse der Mandanten zu erfragen, und nicht darum, Rechtsposition auszutauschen. #00:04:05-3#
Julia: Mhm. Okay. #00:04:06-4#
Sabine: Das Recht, weil in diesem Verfahren ist es möglich, dass die Mandanten ihre eigene Lösung stricken und entwickeln. Anders als im rechtlichen Verfahren überlässt man das meistens den Anwälten, indem sie Schriftsätze hin und her austauschen. Dann gibt es Anwaltsverhandlungen, die in der Regel von den Anwält*innen geführt werden, oder es geht zu Gericht, und dann entscheidet das Gericht, wie der Prozess beendet wird. Im kooperativen Verfahren ist, haben die, haben die Mandanten selbst die Lösung in der Hand. Das heißt, es gibt keine Schriftsätze, es gibt nur Sitzungen gemeinsam zu viert mit den Anwält*innen und den Mandanten, in dem Mediativ vorgegangen wird. Und jetzt erkläre ich, glaube ich, erst mal, dass die Mediation ist, damit man das also im Rahmen der Mediation teilt man den Konflikt in Themen, und zwar, es ist ja in der Regel einen Riesen Konflikt, und die Menschen wissen nicht, wie sie ihr lösen sollen. Deshalb ist das der erste Schritt, ist erst mal der Auftrag, was soll geregelt werden in der Mediation? Der nächste Schritt ist, das ist in der bei Trennung Entscheidung in der Regel die Regelung der ganzen Trennungsfolgen, was mit den Kindern, was ist mit dem Unterhalt, was ich mit dem Vermögen und so weiter, und dann teilt. Dann teilt man diesen Konflikt eben in Themen auf. Da wird jeder gefragt, welches Thema möchtest du hier besprechen, was soll hier geregelt werden? #00:05:44-7#
Julia: Mhm. #00:05:45-2#
Sabine: Und dann geht man Thema für Thema vor und sagt: Okay, welche Unterlagen brauchen wir bei Thema eins? Dann werden alle Unterlagen ausgetauscht, sodass alle auf dem gleichen Wissensstand sind, und dann bespricht man, was ist dem einen an dem Thema wichtig und was ist der anderen Personen an dem Thema wichtig? Und wenn sie das einmal voneinander verstanden haben, was was erfordert, dass man eben auch aktiv zuhört und versucht zu verstehen, was den anderen umtreibt, das ist nicht einfach in einem Konflikt, weil man doch sehr in seinen eigenen Emotionen verstrickt ist. Aber wenn es gelingt, dann wird geguckt: Okay, was gibt es unter Beachtung der beiderseitigen Bedürfnisse, was gibt es für Lösungen? Dann würden erst mal eine Menge an Lösungs Optionen gesucht, und dann wird geguckt: Okay, welche von den Lösungen passt, und dann hält man das erst mal fest, und so geht man Thema für Thema in der Mediation durch, und am Ende schaut man, passen die Lösungen insgesamt. Ist es für beide rund oder muss nochmal nachgebessert werden irgendwo. Und wenn beide sagen: Okay, das ist das beste Ergebnis, was ich erzielen konnte, dann wird eine Vereinbarung getroffen, die Abschlussvereinbarung, und dann gibt es auch einen rechtsverbindlichen Vertrag, mit dem man dann zu Gericht gehen kann. #00:07:19-6#
Julia: Okay, gut, das heißt, man einigt sich außergerichtlich in einer Mediation, und gut, es muss am Ende immer noch eine Gerichtsentscheidung geben. Es geht ja schließlich um eine Trennung oder Scheidung. Die muss einmal quasi rechtsgültig gemacht werden. Okay, gut, und wie Kooperative Praxis, dann kommt da oben drauf. #00:07:38-7#
Sabine: Genau genau das ist, das, ist die Basis, und manche Menschen, oder es gibt eigentlich auch eine Vielzahl von Menschen, die sagen, oh nee, ich kann mich in der Situation nicht mit meinem Partner oder Partnerin an einen Tisch setzen. Das ist mir too much. Da ist immer das gleiche Kommunikationsmuster, oder ich fühl mich unterlegen oder ich werde nicht gehört oder oder oder gibt es viele, viele Ressentiments, und dafür ist die Kooperative Praxis, da hat jeder seine Anwältin an der Seite und die Anwält*innen, also ich, ich sage Anwälte und Anwältinnen in einem Wort, gendern ist, es sollen beide gemein sein, sollte hier keiner diskriminiert werden, auf jeden Fall. Die setzen sich gemeinsam mit den Mandanten an einem Tisch und verhandeln wie in der Mediation, und außerhalb der Sitzung gibt es aber die Rechtsberatung. Da sagt man, okay, wie sieht es rechtlich aus? Oder auch die Sitzungen werden einzeln, genau einzeln, jeder einzeln wird beraten. Wie, wie ist die rechtliche Situation? Weil das finde ich sehr wichtig, das auch abzugleichen. Weil wir leben in einem Rechtssystem. #00:08:58-1#
Julia: Ja. #00:08:58-4#
Sabine: Und dass man auch das Recht kennt, weil wenn dann jemand auf der Straße kommt und sagt hier, wieso hast du das gemacht, das wäre nötig, und dann wird eine ganze Vereinbarung schräg. Deshalb ist es ganz wichtig, dass man das Recht auch kennt, und das wird eben von jedem, von jeder Anwält*in einzeln besprochen. #00:09:17-1#
Julia: Mhm. #00:09:17-7#
Sabine: Und auch in das Verfahren eingeführt. Aber die Basis der Entscheidung oder der Vereinbarung ist nicht unbedingt das Recht. Es spielt eine Rolle, aber es basiert nicht unbedingt auf dem Recht, sondern es wird geguckt. Eben wie sind die Bedürfnisse? Die sind nicht unbedingt kompatibel mit dem Recht. #00:09:35-9#
Julia: Ja, ja, ja, und du findest dann quasi die richtigen, das richtige Recht, was dann dazu passt. #00:09:40-1#
Sabine: Das was, was was passt, und das spezielle an dem Verfahren ist, dass es keine Schriftsätze gibt. #00:09:46-9#
Julia: Mhm. #00:09:47-1#
Sabine: Dass eben die Mandanten ihre Lösung selber in der Hand haben, was ein, was zufrieden führt, ja, haben sie sonst nicht. Nein! Wenn sie, wenn man bei Gericht ist, kriegt man die Entscheidung serviert. Ob dann eine friedliche Lösung herauskommt oder nicht. Das Recht, das Rechtbüro hat das Prinzip Sieg oder Niederlage Da gibt es keine kein entweder oder. Also. Natürlich werden viele, viele Vereinbarungen getroffen, aber dann wird das so vielleicht in der Mitte durchgehauen. Das ist dann auch nicht unbedingt befriedigend. Und hier geht es darum, eben zu gucken, was, was treibt den einzelnen um, und was braucht der in der Situation, und das eben von beiden zu verstehen. Und was ein ganz, ganz großer Punkt ist, der in der normalen Anwalt Verhandlungen auch nicht wirklich eine Rolle spielt, sind die Gefühle, und die Gefühle sind das, was gute Vereinbarungen verhindert. #00:10:39-0#
Julia: Ah, okay, die Gefühle sind, was das verhindert, das heißt, man muss die Gefühle. #00:10:46-9#
Sabine: Genau, also wenn man so in seinem Drama verstrickt ist nur noch sein Sein, seine Verletzung und seinen Schmerz sieht und was, was alles passiert ist kann man ist mehr Rache und Wut da, als dass man geneigt ist, was zu- und abzugeben. #00:11:01-8#
Julia: Okay, gut, das heißt, man muss erst mal so ein bisschen die Emotion, den Berg an Emotionen einmal abtragen, um dann wirklich zu einem Ergebnis zu kommen. #00:11:10-4#
Sabine: Ja also man darf sie dann hochkommen lassen. #00:11:11-6#
Julia: Total schön, das heißt. #00:11:15-5#
Sabine: Eine eine Besonderheit ist auch noch, dass die Beteiligten Anwält*innen sich intern austauschen. #00:11:24-5#
Julia: Hm! #00:11:25-0#
Sabine: Das ist auch ungewöhnlich, dass man sich über auch die weichen Faktoren, die wo, wo, wo ist jetzt ne emotionale hürde. Wie kann man darüber hinweghelfen? Das wird besprochen, und das kann man auch intern austauschen. Da gibt es eine extra Klausel. Wir haben einen Vertrag. #00:11:41-0#
Julia: Mhm. #00:11:41-5#
Sabine: Wo drinsteht, wir sind von der Schweigepflicht entbunden, weil wir haben Schweigepflicht. Da in diesem Punkt sind wir von der Schweigepflicht entbunden, dass wir eben intern gut die Sitzung auch strukturieren können. Wir machen, wir strukturieren die Sitzung jede jeweils vorher. Um das tun zu können, sind wir eben von der Schweigepflicht entbunden. Das ist auch eine Spezialität, gegenüber einer normalen anwaltlichen Verhandlung. #00:12:04-1#
Julia: Ein Riesen Unterschied also, es ist einfach komplett auf Frieden basiert, Versus, wie du gerade sagst. Ich fand das total schön - Sieg oder Niederlage. Das ist die Basis vom Recht, und was man hier einfach einen komplett anderen Ansatz wählt. Und anders als bei der Media, Mediation, Meditation hast du nicht eine Person, sondern zwei, die jeweils eine Person vertreten und trotzdem zusammenarbeiten. #00:12:29-9#
Sabine: Genau die also, die, die Anwält*innen, haben zwei Hüte auf: Anwalts-Hut und einmal den Mediations-Hut, dass immer auch muss man sich auch immer wieder abgleichen und auch immer wieder gucken, dass das, dass das im richtigen Lot ist. #00:12:46-4#
Julia: Genau das heißt also, du hast da deine zwei Rollen, die du einnehmen musst. Wie einfach ist das? #00:12:52-0#
Sabine: Das ist manchmal schon eine Herausforderung, wenn man dann selber das Gefühl hat, oh, das ist eine Ungerechtigkeit, da immer wieder ins Lot zu kommen und in die Neutralität zu kommen oder ganz neutral, ganz neutral wird man ja nicht, aber aber das auf eine gute Art hinzubekommen, ist schon ne Herausforderung, das bedarf auch diverser Supervisionen, manchmal. #00:13:18-4#
Julia: Weil, der Kunde sind ja am Ende beide. Also du hast zwar eine Person, die du vertrittst. Ich weiß nicht, wird man da manchmal parteiisch, oder schafft man es dann wirklich? Oder muss man parteiisch sein, weil man ja für eine Person kämpft? Oder sieht man wirklich das Paar und die Lösung als als Kunden an? #00:13:35-4#
Sabine: Na ja gut, man hat schon seine, seine Mandanten, die, für die man, für die man sorgen, oder für die für die die, die man vertritt. Aber der Auftrag also ist, eine gute Lösung zu finden, und eine gute Lösung findet man nur, wenn man alle Interessen vertritt. Wenn nur einer seine seinen Vorteil durchbekommt, ist es keine gute Lösung, und deshalb ist es immer ein Geben und Nehmen und ein Abgleichen, dass mal gibt der eine, mal gibt der andere. Und ja, am Ende sollte es irgendwie ausgewogen sein. #00:14:19-7#
Julia: Und wie ist das geregelt? Hast du eine Kooperative Praxis? Also seid ihr mehrere Anwälte, und wenn jemand zu euch kommt, dann gibt es quasi zwei oder zur Auswahl vier Menschen, mit denen man arbeiten kann oder kommt jemand zu dir, und du kennst in ganz Deutschland andere Anwälte, die du dann passend aussuchst. Wie würde so ein Verfahren dann aussehen? #00:14:41-4#
Sabine: Ja, also in der Regel, ich kenne inganz Deutschland Anwälte, und ich empfehle dann, wo die andere, wo die andere Person hingehen kann. #00:14:54-6#
Julia: Okay, und die, die die Sitzungen sind wahrscheinlich meistens in Person, weil du diesen Raum dafür brauchst, oder geht das auch online? #00:15:02-3#
Sabine: Es geht auch online. Wir machen das auch online, aber sehr ungern, weil es sehr, sehr, sehr persönlich ist und sehr emotional ist, ist es schon gut, wenn man es in Person macht. #00:15:14-4#
Julia: Ja, total nachvollziehbar. Okay, sehr, sehr spannend. Du hast das ja noch nicht immer gemacht, sondern du bist da langsam aber sicher hingekommen. Vielleicht nimmst du uns nochmal an kurz mit an deine Anfänge, die junge Studentin Sabine, die sich entschieden hat, Recht zu studieren. Warum hast du dich für Jura ursprünglich entschieden, und wie sah dann so dein Werdegang aus? #00:15:36-8#
Sabine: Ja, ich wollte eigentlich gar keine Juristin werden. #00:15:40-3#
Julia: Okay. #00:15:41-8#
Sabine: Ich wollte Lehrerin werden, aber zu den Zeiten, wo ich studiert habe war, gab es eine Lehrerschwemme, und die haben alle keinen Job gekriegt, und da hab ich gedacht, naja, das ist vielleicht nicht das richtige. Und da ich aus einer juristen Familie komme, lag dann das Jurastudium nach. Das hat mir null Spaß gemacht. Ich hab mich da richtig durchgequält, wollte dann nach dem ersten stark Staatsexamen auch nicht weitermachen, aber dann ist mir nichts besseres eingefallen. #00:16:19-1#
Julia: Mhm. #00:16:19-7#
Sabine: Dann habe ich das Referendariat gemacht, und da habe ich gemerkt, oh wie interessant es ist, dass man mit dem Recht doch viele Möglichkeiten hat und die Menschen gut unterstützen kann. #00:16:30-8#
Julia: Wo hast du dann dein Referendariat gemacht? #00:16:33-5#
Sabine: Das habe ich in Darmstadt gemacht, und ich hatte einen ganz jungen Familienrichter, der mich vollkommen einbezogen hat, also der hat es sozusagen mit mir zusammen gelernt, und das, was hat total Spaß gemacht, und da hab ich, da hab ich richtig feuer gefangen. Okay ist doch das richtige, ja, und dann habe ich 15 Jahre als Anwältin gearbeitet und gemerkt, also so richtig glücklich bin ich damit nicht gewesen. Diese Paragraphen, ja sich hinter den Paragraphen zu verstecken, und hab gemerkt, die Emotionen spielen keine Rolle, und die Streitereien fand ich einfach sehr, sehr schwierig, weil immer diese Schriftsätze und diese das macht mit den Mandanten auch so viel, wenn dann so ein Anwaltsschriftsatz kommt das derartige formale Sprache, und dann kommen schon Aggressionen hoch, und dann kommen auch Aggressionen auf beiden Seiten, und das immer auszuhalten, das fand ich einfach wahnsinnig schwierig! #00:17:34-4#
Julia: Das heißt, du warst noch immer weiter im Familienrecht tätig, hast Menschen bei Scheidung und Trennung auch da schon begleitet. #00:17:42-9#
Sabine: Genau ich war immer im Familienrecht tätig, ja, irgendwann habe ich gesagt, so und jetzt mache ich nicht mehr weiter, das gefällt mir nicht. Und dann bin ich auf die Mediation gestoßen, hab ne Mediationsausbildung gemacht und fand das ganz, ganz spannend. Was ich auch selbst gelernt habe und also auch über mich gelernt habe, das ist ja auch ein Entwicklungsprozess. Man ist gleich Mediator oder Mediatorin, sondern das ist ja ein innerer Prozess, und von der Anwältin sich weg zu entwickeln, die weiß, wie es geht, zu zu zu eröffnen und zu fragen, was was jemanden umtreibt, das ist ein Prozess, da macht man nicht schnipp und ist das gleich. Aber es hat mir sehr viel Spaß gemacht. Und dann habe ich gedacht, ich frage die Menschen nur noch, was sie brauchen und was sie wollen, und da habe ich gemerkt, sie wollen eigentlich mich auch als Anwältin haben. Das Recht spielt eine große Rolle in unserer Gesellschaft, und viele haben das Gefühl, das Recht steht mir zu. Es gibt es ja so im Familienrecht nicht, sondern man muss immer irgendwie auslegen, sonst gäbe es nicht so viele Rechtsstreite, wenn es DAS Recht gäbe. Es gibt halt irrsinnig viele Meinungen und Ansichten, und ich wurde aber immer wieder gefragt, doch als Anwältin tätig zu sein, und dass das für sie doch ganz wichtig wäre, dass das Anwaltliche dabei ist. Und dann bin ich wie durch ein Wunder auf die Kooperative Praxis gestoßen. Das hat mir ein Freund erzählt und hast du davon schon mal gehört, weil ich gesagt habe, Mensch, ich kann, ich weiß nicht ich das machen soll. Als Anwältin und als Mediatorin. Als Anwältin bin ich Teil Vertreterin. Als Mediatorin bin ich neutral. Es passt ja irgendwie nicht. Ja, und dann hat er mir erzählt, hat er mir das erzählt, und das ist mir sowas von ins Herz gesprungen, wo ich dachte, ja, das ist die Lösung, genauso muss, ist es wichtig, dass Anwälte arbeiten und ja, und dass es eben hilfreich für die Mandanten ist. #00:19:48-0#
Julia: Genial! Wenn man das einmal gefunden hat, dieses besondere etwas und einfach weil so geht, das passt, das ist es. Ich muss jetzt weiter rennen. #00:19:55-4#
Sabine: Genau es hat sich so wie alles zusammengefügt, was ich gemacht habe, und das ist eine wunderschöne, ist wunderschön zu wissen, und es ist ist ein Verfahren, was aus USA kommt. Das wurde dort entwickelt von Anwält*innen, die gesagt haben, okay, also, wir verhandeln hier und haben immer noch was im Köcher, weil wenn das, wenn die Verhandlung scheitert, gehen wir zu Gericht, dann können wir noch was auf den Tisch legen. Das ist ja eigentlich blöd. Wollen wir nicht vereinbaren, dass wir nicht zu Gericht gehen? Das, ich weiß nicht, wie ich das schon gesagt hatte, die Vereinbarung ist, dass wir nicht zu Gericht gehen. Also jeder kann sich darauf verlassen, dass das im Raum bleibt, was da gesprochen wird. Das ist ein ganz wesentlicher Punkt, auch, und wenn, wenn das Verfahren scheitern sollte, dann legen die Anwältin auch das Mandat nieder. #00:20:45-2#
Julia: Mhm und und wer kommt dann so zu dir? Also wenn ich mir vorstelle, es gibt ja die Leute, die also, warum würde irgendjemand noch eine normale Gerichtsverhandlung machen? Weil das ist ja das, was am Ende den Frieden in die Familie bringt. Du möchtest ja weiterhin befreundet bleiben, ja muss ja keine Freundschaft sein, aber du möchtest weiterhin irgendwie miteinander umgehen können, gerade wenn Kinder oder Tiere oder was auch immer im Spiel sind, und das ist ja leider in den meisten Fällen der Fall. Ne? #00:21:11-0#
Sabine: Na ja gut, also es, es braucht schon eine gewisse Fähigkeit der Selbstreflexion, und wenn man so manche sind so in ihrem Schmerz, dass sie, dass es für sie auch wichtig ist, ein Gerichtsprozess zu führen, oder manchmal ist auch eine Person überhaupt nicht bereit, irgendwie zu verhandeln, sondern ist so der Meinung, dass das das, dass sie im Recht ist, das ist ein reines Prozesses bedarf oder eines einer anwaltlichen Verhandlung. #00:21:56-4#
Julia: Ja, okay, dann geht es dann eher darum, das eigene Recht durchzuboxen, und es ist mir eigentlich relativ egal, was mit der anderen Person passiert. #00:22:02-9#
Sabine: Genau, und es ist so egal, was dann mit der Familie passiert. Also es gibt eben auch die Situation. Also bei uns ist es halt wichtig, dass beide das Gefühl haben, sie möchten eine gute Lösung, obwohl sie sich nicht vorstellen können, dass das irgendwie geht, aber einfach dieses Ansinnen zu haben. #00:22:18-7#
Julia: Warum ist da die Vorstellung, dass es nicht geht? Weil, weil man sich nicht vorstellen kann, dass man sich über Finanzen einigt. Oder was ist da so der größte Konflikt? #00:22:25-0#
Sabine: Ja. #00:22:25-1#
Julia: Gut. #00:22:25-4#
Sabine: Ja, klar, der größte Klopfer ist natürlich Finanzen. Wenn man dann sagt, man will ganz sachlich über Finanzen sprechen, kommen kompletten Emotionen hoch, und da liegt, liegen manche halt sehr, sehr weit auseinander, ja, und in ihren Vorstellungen. Das ist, und manchmal können sie sich auch gar nicht vorstellen, wie das funktioniert. #00:22:50-1#
Julia: Okay, und wie gehst du da vor, dass es, dass man das hinbekommt? Also, weil du kennst dich jetzt, ich weiß nicht, wie tief musst du dann in deren Finanzen einsteigen? Das eine ist ja, das Recht, was steht ein, nimmt zu, aber man muss ja erst mal alles auf den Tisch legen. Man muss ja erst mal gucken. Okay, was sind da für Immobilien, was ist das, was ist das? Hast du dann noch irgendwie Finanzexperten mit dabei, die da auch noch mal draufgucken, oder oder kannst du das schon? #00:23:14-4#
Sabine: In der Regel nicht, in der Regel nicht. Das ist ja unser Metier, dass wir ganz tief in den Finanzen einsteigen, um zu gucken, was, was ist denn Einkommen da? Was ist an Ausgaben da? Was ist an Vermögen da? Was wurde mit in die Ehe reingebracht? Das sind so die, die Standard Dinge, die wir, die wir behandeln, ja, und da muss man schon sehr tief einsteigen, was, wie die Finanzen sind, weil wir reden ja nicht im luftleeren Raum, wir reden ja über konkrete Dinge. Wie sind, wie ist das aufzuteilen? Und dazu müssen wir natürlich genau wissen, was aufzuteilen ist. Was auch wichtig ist, dass eben alle Unterlagen auf den Tisch gelegt werden. #00:23:54-9#
Julia: Hm! #00:23:55-6#
Sabine: Ja, das. Wenn wir das Gefühl haben, da wird irgendwas zurückgehalten, dann würden wir das Verfahren beenden. Ist noch nicht vorgekommen, aber das wird dann schräg, weil wenn dann hinterher was aufploppt, was nicht berücksichtigt wurde, kann die ganze Vereinbarung schräg werden. #00:24:11-4#
Julia: Ja, klar, und da hast du da ein halbes Jahr dran gesessen. #00:24:13-7#
Sabine: Genau deshalb ist es ganz wichtig, dass man alles auf den Tisch legt. #00:24:18-6#
Julia: Okay, gut, das heißt, am Anfang würdest du also, man braucht ja eine bestimmte Geisteshaltung dafür. Es gibt dann wahrscheinlich bestimmte Kommunikationsregeln, die da irgendwie eingehalten werden müssen, dass ist zum einen bei euch Anwält*innen und zum anderen natürlich bei euren Mandanten. Habt ihr dann am Anfang einmal eine Session, wo ihr die Grundlagen der Kommunikation festlegt. Wie kriegt man das hin, wenn ihr so im Konflikt bist? Ähm, dass man offen miteinander sprechen kann? #00:24:46-8#
Sabine: Ja, also, wir haben immer die. Die Eingangs-Sitzung beschäftigt sich damit, was Kommunikationsregeln, was gibt's insgesamt für Regeln. Was also, dass es zum Beispiel auch, dass alles offen ist, dass man selbst für die Lösung verantwortlich ist, dass man sich nicht, Das muss man auch immer wieder kommunizieren, weil also als Anwältin sind wir oft damit konfrontiert, dass das die Verantwortung uns übergeben wird und das immer wieder zurück übertragen. #00:25:34-0#
Julia: Dass man erwartet, dass ihr eine Lösung findet, quasi. #00:25:37-3#
Sabine: Genau genau! Wir hatten zu einem Beispiel einmal einen Fall. Der war relativ, das ging relativ heftig hin und her, und der Mann hatte immer, hat sich so immer hinter dem Recht versteckt und das Recht und Recht und Recht. Naja, und wir haben gesagt, okay, es geht aber hier darum, eigenverantwortlich eine Lösung zu finden, und dann in der letzten Sitzung haben wir gesagt: Okay, also, wenn jetzt hier keine Lösung gefunden wird, dann bringt das Verfahren nicht. Und dann hatte ich auch einen Zettel geschrieben, Lösung, und habe meiner Kollegin und ich, wir haben diesen Zettel, hat jeder einen Zettel Lösung in die Hand genommen, und die hat jeder dem Mandanten, der Mandantin übergeben, das heißt, die haben die, die haben die Lösung dann in der Hand gehabt, und das hat so einen Effekt gehabt, dass in der Sitzung haben wir eine Lösung gefunden. #00:26:29-5#
Julia: Okay, Wahnsinn, inwiefern? Die haben sich dann überlegt: Okay, was wäre meine perfekte Lösung, und haben sich dann das gegenseitig vorgestellt, oder? #00:26:37-4#
Sabine: Na gut, nein, das war schon ganz viel, war ja, war ja schon ganz viel im Raum. Wir hatten schon ganz viel erarbeitet, wie das laufen könnte, aber sie konnten sich irgendwie nicht auf Beträge, was die, was die Vermögens Auseinandersetzung anbelangt, einigen, und dann haben sie immer wie auf dem Basar diese Lösungs Schilder hin und her geschoben, und zum Schluss haben sie sagt: Okay, so machen wir das. Das war einfach ja rein haptisch, hat dann auch, war insbesondere für den Mann wichtig, hat der das Lösungs Schild in der Hand gehabt und hat es dann auf einmal anders verstanden. #00:27:12-1#
Julia: Hm ja, manchmal helfen diese visuellen Dinge nochmal, dass man da so ein bisschen intern internalisiert. Okay, das ist super spannender Fall. Und was hattest du noch für für interessante Konflikte, die irgendwie aufkamen, wo man sagt, da könnte man vielleicht was von lernen, wie man miteinander kommuniziert oder was möglich ist, wenn man offen kommuniziert? #00:27:32-4#
Sabine: Ja, ja, ich habe noch einen Fall, der sehr beeindruckend war, und zwar sie ist Logopädin, und er ist Investmentbanker. #00:27:45-3#
Julia: Mhm. #00:27:46-4#
Sabine: Und er war, und sie hatte immer die Finanzen von ihrem Vater machen lassen. Dann hat es der Mann gemacht, und sie hat sich mit nichts beschäftigt, hat sie auch nicht interessiert, und da ging es um sehr viel Geld. Und ja, sie hatte so immer ein bisschen Widerstand, sich damit zu beschäftigen, und der Mann war sehr fix unterwegs. Der hat immer Lösungsvorschläge gebracht und hat dann immer gleich alles zusammengerechnet, ausgerechnet überlegt, wie das alles gehen könnte, wie man diese Beträge hin und her schieben könnte. Und dann kam wieder so ein Vorschlag an, und die Frau hat gesagt, oh, ich muss ja schon wieder das machen, was mein Mann will, und dann habe ich gesagt: Stopp, das müssen Sie nicht, was wollen Sie denn? Es war dann gar nicht so einfach rauszufinden, was sie wollte. Aber das haben wir dann zusammen #00:28:34-8#
Julia: Sie wusste es wahrscheinlich erstmal auch nicht? #00:28:37-1#
Sabine: Ne, sie wusste es erstmal nicht so richtig wirklich, und das haben wir dann aber zusammen rausgefunden. Und dann hat sie gesagt, okay, wenn ich das sage, dann flippt er aus, und dann bricht er das Verfahren ab. Dann habe ich gesagt: Okay, es gibt jetzt genau zwei Alternativen. Entweder Sie schlucken das und machen, was, was Sie nicht wollen, oder Sie riskieren, dass er ausflippt. Also, sie hat sich dazu entschieden, das zu riskieren, und in unserer gemeinsamen Sitzung zu viert hat sie dann ihre Position vertreten und er ist dann natürlich ausgeflippt. War war auch ziemlich heftig. Also, sie hat es ein bisschen überschießend auch vorgebracht sowie erst verschlimmen in der Homeopathie. Er ist dann drei Wochen abgetaucht und hat sich nicht gemeldet, und nach drei Wochen kam er wieder, und dann haben die weiter verhandelt, und sie hatte sich mittlerweile ein Finanzberater, also insofern gibt's da schon noch dritte Experten manchmal, hatte sich einen Pedants Berater genommen, der sie beraten hat, wie sie das alles, wie sie mit den mit den Summen wiederkommen umgehen kann und was für sie sinnvoll sinnvoll ist, und dann haben die auf Augenhöhe verhandelt. Da war richtig, also, sie hatte ihre Muster verlassen, dass sie sich um das nicht kümmert, sondern hat sich dem gestellt, und auf einmal ist eine Augenhöhe entstanden, und ein Jahr später hat sie mir geschrieben. Also, sie haben ein wunderbares Verhältnis, feiern die Geburtstage der Kinder zusammen und also wirklich so, wie man sich es wünscht. #00:30:13-8#
Julia: Ja, Wahnsinn, ich finde, das zeigt auch ganz gut, welche positiven Effekte es haben kann, wenn man sich wirklich mal einem Konflikt stellt. Also warum haben wir so wahnsinnig Angst davor? Meistens weil, wenn, wir haben Angst vor Konflikten, die schwelen, weil wir eine Person verlieren könnten, die uns wichtig ist, oder weil wir vielleicht das Gefühl haben, dass wir nicht stark genug sind oder rhetorisch nicht stark genug sind, uns gegen die anderen Person zu behaupten, weil da vielleicht ein Machtgefälle über die Zeit hinweg entstanden ist. Aber ich finde, das Beispiel, was du gerade genannt hast, ist halt ja der Wachstum, der möglich ist, wenn du mal dir wirklich die Zeit nimmst, für dich einzustehen, dir zu überlegen, was will ich denn eigentlich. Und nein, dieses Mal gebe ich nicht klein bei, sondern ich äußere das mal und guck einfach mal, was passiert. Das Schöne bei dem, was du machst, ist, es ist eh schon zu Ende. Dementsprechend du hast eigentlich nichts mehr zu verlieren. #00:31:14-2#
Sabine: Naja, nee, nee, ganz so ist es nicht. Man könnte ja dann weniger Unterhalt bekommen oder weniger Vermögen, oder? Oder? Dann kommen ja diese Ängste hoch. Ja, gibt schon auch was zu verlieren. Das ist zwar der Partner, nicht mehr zu verlieren, aber das Materielle ja. #00:31:28-5#
Julia: Das stimmt, aber es ist eben auf der anderen Seite zumindest die Chance da, sagen wir mal so, wenn du nicht kämpfen würdest, dann hättest du es wahrscheinlich schon von vornherein verloren. Also, sagen wir mal so, der der Antrieb, genau der Antrieb, ist ein bisschen was anderes. Ja spannend! Ich bin mir, keine Ahnung, dieses Thema Konflikte interessiert mich total, weil ich in meinem Leben schon ein, zweimal diese Situation hatte, wo du, ich bin eigentlich jemand, der gut kommunizieren kann, aber wo dir einfach die Worte fehlen. Genau aus dem Grund, weil du nicht genau weißt, wie, wie kriegst du das jetzt rübergebracht, ohne die andere Person so zu verletzen, dass da ein Riss entsteht? Deswegen eigentlich müssen wir viel mehr darüber lernen, wie das ganze funktioniert. Hast du eine Idee, wie man das Präventiv umsetzen könnte? Also, wir sind jetzt noch nicht in der Scheidungs- oder einer Trennungssituation. Das kann ja auch in Freundschaften sein. Wie, wie spricht man ein Konflikt an, der im Raum steht, um ihn zu lösen und ihn nicht einfach immer größer werden zu lassen? #00:32:36-6#
Sabine: Also ich denke mal, wichtig ist, dass man ihnen nicht zwischen Tür und Angel anspricht, sondern dass man sich wirklich verabredet, einen guten Ort findet und dass man über sich redet, wie es einem geht in der Situation. #00:32:56-8#
Julia: Heißt, ein guter Ort, um da gleich mal einzusteigen, wäre wahrscheinlich nicht im Café, sondern wo würde man das machen? Ist das was? #00:33:06-9#
Sabine: In der Natur oder oder oder ja, irgendwas, wo beide sich wohlfühlen, das kann ja sehr unterschiedlich sein, also irgendwas, wo auch ein bisschen Ruhe ist, also im Café, wenn, wenns n Platz gibt, der irgendwo abgeschieden, das ginge auch ja. #00:33:26-8#
Julia: Wenn ich einen Konflikt habe, heißt es ja nicht, dass der andere den schon kennt. Das heißt, wenn ich jetzt sage, können wir mal spazierengehen, weiß der andere ja noch gar nicht, was einen erwartet. Meinst du, man müsste jemand darauf vorbereiten, oder ist das, kann man wirklich mal sagen. Hey, ich hab, ich hab ein Thema auf dem Herzen, kommst du mal mit? #00:33:51-8#
Sabine: Ich denke, das ist typ abhängig. Also ich würde immer sagen, ich habe was auf dem Herzen. Ich würde ganz gerne was mit dir besprechen, aber andere machen das anders. Ich denke, das ist sehr individuell. Das ist ja auch immer sehr, muss man auch gucken. #00:34:08-4#
Julia: Okay, gut, okay, das heißt, wir haben einen guten Ort, wo wir offen sprechen können, wo wir uns wohlfühlen. Wie gesagt, das kann ja auch für jeden anders aussehen, und dann, was machen wir dann? #00:34:20-9#
Sabine: Und dann fängt man an, über seine Befindlichkeiten zu sprechen, und zwar nicht: "Ich finde, dass du..", sondern über sich, wie es, wie es einem selbst geht in der Situation, was einen umtreibt, was für Gedanken, was für Gefühle einen umtreiben und wie es, wie es einem in der Beziehung geht. Und dann ist es wichtig, dass man, wenn der andere dann antwortet oder sich äußert, dass man aktiv zuhört und dass man versucht zu verstehen, was er einem sagen möchte, also das man sich auch in dessen Schuhe irgendwie versucht reinzustellen und nicht mit seiner Brille das ganze betrachtet. #00:35:09-4#
Julia: Ja über das aktive Zuhören habe ich ja einiges gelernt, heißt also für mich heißt aktives zuhören und dass man anderen nicht unterbricht und vor allen Dingen erstmal zuhört mit einer gewissen Offenheit und einfach mal wartet, was kommt denn überhaupt? Aber ich glaube, da ist es ganz besonders schwierig. Da kommen ja immer sofort die Emotionen hoch, gerade wenn du in so im Konflikt bist, dass du versuchst, ja Moment Moment, so meine ich das gar nicht. Ich will mich sofort rechtfertigen. #00:35:35-9#
Sabine: Genau in die Verteidigungsposition. Diese Verteidigungsposition ist wichtig aufzugeben, einfach stehen lassen, so wie es gesagt wird. #00:35:46-0#
Julia: Okay, nicht einfach. #00:35:49-1#
Sabine: Nein, eine ganz hohe Kunst! #00:35:52-3#
Julia: Ja, okay, gut, das gute ist, dass du, wenn du reingehst und den Konflikt lösen willst, also wenn es etwas ist, was du ansprechen möchtest, dann liegt es dir ja auch am Herzen, dass das gelöst wird. Das heißt, selbst wenn eine andere das noch nicht kann, weil das setzt natürlich auch immer voraus, wer ist dein Streitpartner, sodass du da einmal in Vorleistung gehst und erst mal vielleicht so ruhig wie möglich bleibt. Genau. #00:36:16-4#
Sabine: Genau das ist das Training, dass man versucht, selber aktiv zuzuhören, obwohl der andere es vielleicht noch gar nicht so leisten kann. #00:36:27-0#
Julia: Okay, ja, nehme ich mit. Gibt's sonst noch irgendwas, was ich beachten kann? #00:36:32-6#
Sabine: Ja, wichtig ist natürlich auch, dass man die Emotionen hochkommen lässt und auch versucht zu verstehen, weil ich meine, Emotionen sind unzuverlässig, die sind, die kommen und gehen, und ja kann man einfach. Also wichtig, dass man sie so stehen lässt, wie sie einfach da rauspurzeln. Sie sollten natürlich nicht den anderen verletzen oder gegen einander gerichtet sein, sondern einfach die eigenen Emotionen wahrnehmen. Und. #00:37:01-9#
Julia: Mal rauslassen! #00:37:03-4#
Sabine: Und mal rauslassen, das es sich nicht aufstaut! Ja, ganz wichtig ist auch, dass man nicht um reisen heißen Brei rumredet und einfach nicht auf den Punkt kommt, weil man das Gefühl hat, solche Angst davor hat, das anzusprechen, sondern wirklich, dass man ehrlich miteinander kommuniziert, ganz offen ist, ohne jemanden zu verletzen. Das ist natürlich wirklich so eine Gradwanderung. #00:37:28-9#
Julia: Ja, das stelle ich mir auch am schwierigsten vor, aber ich gebe dir Recht, wenn du in irgendeiner Form, muss es ja einmal raus, also es muss ja einmal, worum geht's ja eigentlich, und ich kann mir vorstellen, es dauert moment, bis du das dann einkreist. Worum es eigentlich geht, wahrscheinlich im Gespräch. Was ich feststelle, ist, manchmal denkst du auch, das ist der Punkt, und dann kommst du im Gespräch einfach ein bisschen tiefer. Hä warum,wWarum stört dich das denn jetzt? Das habe ich doch gar nicht so gemeint, ah, okay, echt nicht, und dann kommt man vielleicht zum zum wahren Thema, auch manchmal, ne! #00:37:59-3#
Sabine: Genau wenn beide sich dem Konflikt stellen, kann man natürlich viel tiefer kommen. #00:38:03-0#
Julia: Okay, also Ehrlichkeit ja, im Konflikt ansprechen. #00:38:09-2#
Sabine: Ja, und wichtig ist also, das ist das allerwichtigste, das ist auch die größte Herausforderung. Das sehe ich auch immer in unseren Verfahren, über sich zu sprechen. #00:38:21-5#
Julia: Ja. #00:38:22-3#
Sabine: Und ohne Vorwürfe an den anderen. #00:38:25-5#
Julia: Das ist das, was du gerade mit den Ich-Botschaften meintest. #00:38:28-0#
Sabine: Genau. Also, ich hab, ich, hab ich, vielleicht mache ich mal ein Beispiel. Wir hatten ein Verfahren. Das war also, das war ein Ehepaar. Die hatten zwei Kinder und haben sich fürchterlich übereinander aufgeregt, dass also der Mann sagt, die hält mich so was von weg von den Kindern, die will gar nicht, dass ich Zugang zu den Kindern habe, und die Frau sagt, der kümmert sich überhaupt nicht um die Kinder, das ist dem alles vollkommen egal. Das ging also hin und her, und dann haben wir mal gesprochen, was, was eigentlich Sache ist, und dann stellte sich raus, er erwartete, dass sie ihn darüber informiert, wie es den Kindern geht. Sie erwartete, dass er nachfragt, wie es den Kindern geht. Und da haben die zwei Erwartungen. Haben sie so, da haben die so gestritten, ja weil sie einfach ihre Erwartungen nicht kommuniziert haben. #00:39:41-0#
Julia: Okay, spannend, das heißt, es war ein gemeinsames Ziel im Raum. Wir wollen eigentlich also, er wollte mit den Kindern. Sie wollte, dass er mit den Kindern verbringen, als sie haben es auch nicht. #00:39:49-6#
Sabine: Okay, und da waren einfach die Erwartungen standen dazwischen und die Vorwürfe, die sie sich gemacht haben, und dann haben wir das mal aufgeräumt, und die sind aus der Sitzung gegangen und haben noch drei Stunden lang Vereinbarungen getroffen, weil die so erleichtert waren, und dann noch gleich weitergemacht. Also das, das war schon auch sehr beeindruckend. #00:40:09-9#
Julia: Und was hat man dann für eine Lösung gefunden? Wer muss jetzt wie informieren? #00:40:13-4#
Sabine: Das weiß ich nicht mehr ist schon lange her, aber das auf jeden Fall haben sie ne Lösung gefunden. #00:40:18-5#
Julia: Und es geht am Ende einfach nur mal darum, es einmal auszusprechen. Okay war das Okay. #00:40:23-9#
Sabine: Genau und regel zu finden, wie sie es machen, also wie sie es dann gemacht haben, weiß ich nicht mehr, aber sie haben es gemacht, und das ist, ich weiß, es ist heute immer noch ein gutes Verhältnis. #00:40:34-9#
Julia: Schön, okay, gut, ich glaube, das ist ja schon mal ganz schön viele Dinge, Ähm, die man machen kann. Also, ich versuche nochmal durchzugehen, sich einmal überlegen, was will ich überhaupt besprechen, mit wem, warum? Dann deinen Ort finden und irgendwie einen Zeitraum, wo es passt, wirklich auch sich die Zeit nehmen zu können, zuzuhören, auf deine Sprache achten und vor allen Dingen darauf, dass du wirklich zuhörst, ohne direkt unterbrechen zu wollen. Ähm, du hast gesagt, dass es darum geht, nicht um den heißen Brei rum zu reden, sondern auf den Punkt zu kommen. #00:41:13-2#
Sabine: Mhm. #00:41:14-0#
Julia: Keine Vorwürfe zu machen, und jetzt bin ich gerade genau, und das andere ist dann am Ende, wenn man das einmal aus dem Weg geräumt hat, mal zu schauen. Gibt es nicht am Ende einen gemeinsamen Nenner? Genau! #00:41:27-1#
Sabine: Wo geht unser Weg hin? Wo können wir uns treffen, sodass wir beide uns wiederfinden? #00:41:30-7#
Julia: Ja, ja, sehr gut, und wenn das nicht funktioniert, dann hat man ja euch. Dann geht man entweder dann kann man nochmal eine dritte Person mit einbeziehen und sagen, okay, wir sind jetzt in ner PattPatt-Situation, wir kommen hier nicht weiter. #00:41:45-1#
Sabine: Genau dann kann man zur Mediation gehen oder Paartherapie oder oder oder. #00:41:49-4#
Julia: Genau, und wenn es dann zur Trennung/Scheidung kommt, zu dir. #00:41:52-5#
Sabine: Genau, genau, für Paare gibt es was Wunderbares, und zwar das Zwiegespräch. Ich weiß nicht, hast du davon schon mal gehört? #00:42:09-4#
Julia: Nee. #00:42:10-7#
Sabine: Das hat ein frankfurter Professor mit seiner Frau ins Leben gerufen, und zwar vereinbart das Paar einen bestimmten Ort, eine bestimmte Zeit und eine bestimmte Zeitdauer. #00:42:24-2#
Julia: Ja. #00:42:24-7#
Sabine: Ähm, wann es sich trifft, und zwar regelmäßig, was weiß ich, einmal in der Woche oder einmal in zwei Wochen, und sie setzen sich hin, und jeder erzählt zehn Minuten, fünf Minuten, 15 Minuten. Das legen sie auch fest, wie es einem selbst geht, wie es einem zur Zeit geht, wie es einem mit der Beziehung geht und wie es einem mit dem anderen Partner geht. Und der andere hört nur zu, ohne das zu kommentieren, und das machen sie beide, und lassen das einfach so stehen, und wenn man das regelmäßig macht, kommt man viel tiefer noch in die Beziehung rein. #00:43:12-8#
Julia: Und bist du da auch mit anwesend, oder macht man das quasi als? #00:43:16-9#
Sabine: Das macht, das macht das Paar, macht das Paar selbst! #00:43:20-5#
Julia: Auch eine sehr gute präventive. #00:43:21-4#
Sabine: Es ist eine Präventionsmaßnahme, um, um einfach immer wieder zu gucken, wo stehen wir. #00:43:26-5#
Julia: Ja, gerade wenn es einem nicht so leicht fällt oder wenn es nicht natürlich ist, wenn man jemand ist, der total viel diskutiert oder gerne kommuniziert, ist das einfach eine schöne Variante, dann sich zu sagen, okay, vielleicht alle zwei Wochen setzen wir uns mal hin und hören uns gegenseitig fünf oder zehn Minuten zu und lassen das einfach mal so stehen. Das finde ich wiederum schwierig. Dass du danach nicht drüber kannst, danach drüber sprechen, gehe ich noch immer aus. #00:43:51-3#
Sabine: Na ja, später dann. Nicht, nicht unmittelbar, sollte sich erst mal setzen. Darum. #00:43:57-5#
Julia: Okay, gut, und was sind da deine Erfahrungen mit? Hast du das selber mal ausprobiert? #00:44:01-8#
Sabine: Nee, ich hab's selber nicht ausprobiert, aber ich habe das von Leuten gehört, die das sehr hilfreich fanden. #00:44:06-4#
Julia: Okay, um einfach auch auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Ich glaube, bei Paaren, was ja oft passiert ist, du entwickelst dich weiter, und wenn du denkst, alles sei logisch, das passiert ja alles bei dir drin, das muss ich nicht teilen, dann geht es halt auf einmal irgendwie auseinander. Aus einem Grad wird ein Grad Veränderung der Ausrichtung wird halt langfristig dann eine große Schere genau. #00:44:30-4#
Sabine: Genau, und das, das ist wichtig, dass man den anderen eben immer irgendwie mitnimmt. #00:44:35-5#
Julia: Mhm, Okay, dann wäre zuletzt noch die Frage: Okay, wenn jetzt jemand in der Situation ist, Trennung oder Scheidung, wie findet man dich? Wie geht man auf dich zu? Oder ich glaube, du bietest ja auch noch sowas an, wie Schwertseminare kommen, die sind die noch mal separat davon oder Teil des ganzen Prozesses? #00:44:57-7#
Sabine: Die sind separat davon - noch separat. Vielleicht integriere ich sie irgendwann, man meine Arbeit, aber im Moment sind sie separat. Ja Schwertseminare, da geht es darum, dass man seine eigene Mitte findet, dass man weiß, dass man also seine eigene Kraft spürt. Das kommt aus dem japanischen, Aikido & Kendo ist, eine Kombination, heißt Aikikendo, und zwar aus dem Schwertkampf. Hier geht es aber nicht um Kampf, sondern um Fokussierung und Zentrierung. #00:45:32-1#
Julia: Für wen genau? #00:46:39-3#
Sabine: Für Paare. #00:46:39-8#
Julia: Okay, das heißt also auch schon vorher, je nachdem, wann auch da. #00:46:44-1#
Sabine: Genau genau, um zu schauen, was, was, was gibt's da an Konflikten. Das Schwert transportiert sehr viel, macht sehr viel sichtbar, und zwar so sichtbar, dass man es selber auch spürt. Das finde ich das schöne daran, das kriegt man nicht gesagt, sondern man kann es selber spüren, wie man tickt, ja wie man, wie man das Schwert führt. Also es geht darum, dass man sich gegenübersteht, und einer hält das Schwert vor sich hin, und der andere holt aus und versucht die Spitze, des gegenüber zu treffen. Und dabei passiert so viel, weil, wenn man das mit geistiger, mit dem Kopf macht, geht, trifft man nicht, also geht links und rechts vorbei. Wenn man es aber schafft, sich seine Kraft in einem eigenen Körper zu spüren, und zwar im Unterbauch, sitzt die Kraft. Wenn man aus dieser Kraft heraus das Schwert fühlt, führt, geht das ganz sanft, und man trifft die Spitze des anderen und kann sozusagen seine Kraft auf den anderen übertragen. #00:47:49-8#
Julia: Mhm. #00:47:50-5#
Sabine: Und ich beziehungsweise es können sich die Kräfte treffen. #00:47:53-6#
Julia: Hm! #00:47:54-3#
Sabine: Und darum geht es ja. Wie, wie ist der Kraft Austausch, wenn jeder in seiner Mitte ist? #00:47:59-6#
Julia: Mhm Okay, spannend, und dann kommen dort Konflikte zu Tage, oder? Oder ist das jetzt einfach eine reine physikalische? #00:48:07-3#
Sabine: Nein, nein, nein, nein, nein, also je nachdem, wie das Schwert dann wie das Schwert, wie man das Schwert trifft oder wie man den anderen wahrnimmt, als man, kommen die Punkte, die einen umtreiben, hoch. Ja, und also, ich habe zum Beispiel hatte mal beim, bei einer so einer Übung ein Mann mir gegenüber, und der hat seine Kraft nicht leben können. Der hat immer mehr Rücksicht auf die Frauen genommen. Also, ich hatte das Schwert, und der hat: Oh Gott, jetzt nicht so stark, weil sonst fällt es mir um oder weiß der Kuckuck, was ergedacht hat. Auf jeden Fall war das total, der hat immer ganz sanft das die Schwertspitze berührt, und hat das also ganz, ganz vorsichtig gemacht. Und dann hab ich, irgendwann, hab ich da gestanden, habe innerlich gesagt, du kannst deine ganze Kraft rauslassen. Ich halte das aus, und in dem Moment hat er voll ausgeholt und seine Kraft rausgelassen, und das war wirklich Wahnsinn, was da an Kraft rauskam! #00:49:05-7#
Julia: Wow mhm. #00:49:06-5#
Sabine: Ja, und solche Dinge kannst du dann eben spüren, wie, wie tickt man oder wie ist man in der Begegnung Mann Frau? Da gibt es auch bestimmte Muster, und die kommen zutage. #00:49:17-8#
Julia: Mhm ja, und es zeigt auch einfach, einfach mal machen, in dieses physikalische Erleben kommen zeigt manchmal einfacher Dinge auf. Ich habs ja gerade gesagt, nicht für viele ist für viele nicht einfach, offen zu kommunizieren, und vielleicht gibt's dann einfach darüber einen Weg, einfach mal auszuprobieren. Vielleicht kommt auch nichts, aber vielleicht kommt ja etwas, und das mal zu machen. #00:49:39-5#
Sabine: Ja, genau es ist eine Möglichkeit, Dinge sichtbar zu machen, und ich bin immer ein Fan von körperlicher Arbeit, weil dadurch kann man ganz viel spüren, und die meisten Menschen spüren einfach nicht mehr so viel. Die sind im Kopf unterwegs und erklären die Dinge, aber es ist leider nicht immer im Kopf zu erklären. #00:49:57-1#
Julia: Ja, okay, also, wenn man fürs nächste Date noch irgendwas sucht, dann wäre das doch eine coole Variante, einfach mal sich auch was ganz neues einzulassen, und auch mal auszuprobieren. #00:50:06-8#
Sabine: Einfach mal was ganz anderes. #00:50:07-9#
Julia: Okay, gut, und ansonsten, wenn es dann sozusagen den Schritt weiter ist, ich packe dann die links natürlich in die schon, aber da kann man direkt auf dich zukommen, wahrscheinlich über eine Webseite. #00:50:20-6#
Sabine: Genau bei meiner Webseite findet man mich, eine Telefonnummer angegeben. Kann mich gerne anrufen. Die können können darüber reden, und ja. #00:50:30-8#
Julia: Toll, ja, also ich finde es wunderschön, was du machst. Ich finde es einen ganz, ganz tollen Ansatz, der unbedingt gebraucht wird in unserer Gesellschaft, damit wir ein bisschen, ich habe es vorhin so genannt, den Frieden in die Familie bekommen und ja vielleicht einfach ein besseres miteinander hinkriegen. Deswegen vielen, vielen dank, dass du das machst! #00:50:49-3#
Sabine: Absolut ja, ich bin auch wirklich fest davon überzeugt, dass das super wichtig und hilfreich ist, und werde auch weiterhin dafür eintreten. #00:50:59-8#
Julia: Das zu machen. Sehr, sehr schön, also vielen dank für das tolle Gespräch. #00:51:04-9#
Sabine: Ich danke dir auch. Ja, war sehr schön. #00:51:08-9#
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