#7 Jan Kirchhoff: Über Künstliche Intelligenz und Diagnostik

Shownotes

Du hast dich schon immer mal gefragt, wie es hinter den Kulissen eines Healthtech Start-Ups aussieht, dann ist diese Folge für dich. Denn mein Hidden Champion in dieser Folge ist Jan Kirchhoff, Gründer und Vertriebsleiter bei medicalvalues - einem Unternehmen, das künstliche Intelligenz für medizinische Diagnostik anbietet.

Während andere Tech-Unternehmer oft ein Problem suchen, das sie mit ihrer Technologie lösen können, setzt Jan anders herum an und nutzt seinen IT-Hintergrund, um ein bestehendes Problem zu lösen.

Es war extrem spannend, in seine Welt einzutauchen!

Wir sprechen über:

  • Leapfrogging,
  • die Ambivalenz im Gesundheitswesen, das gleichzeitig hochmodern und extrem traditionell ist,
  • über seinen Werdegang und
  • wie er beim Aufbau seines Unternehmens konkret vorgeht.

Viel Spaß bei Anhören.

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Julia: Lieber jan, ich freue mich total, dass du heute hier bist. Du hast einen super interessanten Titel, nämlich executive director und Co-Founder von medicalvalues. Darüber möchte ich natürlich gleich alles erfahren. Wir kennen es aber schon ein bisschen länger, und zwar aus meiner Zeit bei SAP damals. Ich habe 2017 Jahr dort angefangen, ein Trainee Programm zu machen, und du warst mein Buddy, und was mich damals schon total fasziniert hat, war, wie tiefgehend dein Wissen war, obwohl ich glaube, wir sind genau gleich alt. Vielleicht bin ich sogar ein Stückchen älter als du. Das kommt, weil du an der dualen Hochschule Businessinformatik studiert hast, ist das richtig?

Jan: Genau. Ich weiß jetzt nicht, ob das alles so 1:1 passt und dass ich da durch Wissen unbedingt geglänzt habe, aber zumindest mal die Lebenslauf oder das passt. Das stimmt so genau.

Julia: Cool, und wie bist du dann von dort zu SAP gekommen?

Jan: Genau, es war ja damals ein duales Studium, was man dann gemacht hat. Insofern sucht man sich das Studium und Arbeitgeber im Prinzip relativ zur selben Zeit aus, und das ist mit diesem dualen Studium relativ praxisnah, man hat die Praxisphasen, und insofern war dann der Weg relativ vorgezeichnet. Sind, glaube ich, auch die meisten eigentlich dann zumindest die ersten Jahre bei der SAP geblieben. Paar sind immer noch da. Genau.

Julia: Ja, und dann hast du, glaub ich, sechs Jahre insgesamt da verbracht und hast dich vom account executive zum global account manager hochgearbeitet. Was würdest du sagen, hat dir dabei am meisten geholfen.

Jan: Ja, ich glaube so diesen Punkt, dass man zumindest sich mit den Software Themen mal im Studium recht intensiv beschäftigt hat. Ich war jetzt nie der allerbeste Programmierer, das habe ich immer sehr beneidet, wenn das andere besser drauf hatten. Aber ich denke, es hilft gerade in der IT Welt, wenn man sich auch mit Software Entwicklung mal intensiv beschäftigt hat, und man überlegt sich ja dann, wo man irgendwo als junger Kollege oder junge Kollegin in so account teams oder Vertriebs Settings den den meisten Einfluss hat. Und man kann jetzt nicht die tollen Räuberpistolen erzählen, man kann auch nicht mit seiner ewigen Erfahrung glänzen, sondern man muss irgendwo fachlich den Anknüpfungspunkt finden, und ich glaube, das war durchaus wertvoll, dass, wenn der Kunde erkannt hat, hey da gibt es einen Vertriebler, der versteht das auch technisch ziemlich gut, das hilft eben Vertrauen aufzubauen, was im Vertrieb, glaube ich, eine sehr wichtige Basis ist.

Julia: Ja, ich glaube auch, der große Vorteil ist, wenn man es schafft, so eine people skill wie Sales mit einer nerd skill wie IT zu verknüpfen. Ich glaube, das hat dich schon ein bisschen rausstechen lassen, weil viele Vertriebler den Ruf haben, erstmal viel zu sprechen und gar nicht so viel davon halten zu können. Und dann bist du aber nicht bei SAP geblieben und in eine Manager Rolle gewechselt. Ich weiß, als global account director hast du ja schon ein paar Leute, mit denen du zusammenarbeitest, aber du hast dich dann entschieden, extern oder das Unternehmen zu wechseln, um dort dann eine Management Rolle einzunehmen. Warum bist du dann noch mal raus, einfach um neue Erfahrungen zu sammeln? Oder hatte das noch einen anderen Grund?

Jan: Also, ich glaube, es war jetzt weniger, dass es mich jetzt unbedingt weg getrieben hat von der SAP, sondern schon, glaube ich, spannend auf der einen Seite mit dem dualen Studium, dass man so eng am Unternehmen ist. Man kriegt viel mit, ähm, gleichzeitig ist es natürlich so, dass man sich dann auch fragt, okay, was gibt es noch sonst an Technologien, an Themen, was treibt einen da um, und es war auch da eine relativ inhaltlich getriebene Schiene. Ich fand dieses Thema, Datenbanken, Infrastruktur, also nochmal ein Stück technischer, fand ich spannend, reizvoll. Hilft mir auch jetzt, sich mal mit diesen Datenbank Themen beschäftigt zu haben. Also, es war auch eine recht inhaltlich getriebene Schiene, und da dann dieses Startup, mittlerweile ist es eigentlich ja schon recht groß, aber damals war es noch ein mittelgroßes Startup, war das, sage ich mal, eine spannende, reizvolle Aufgabe, da im Vertrieb zu arbeiten, tatsächlich nochmal die Konzernwelt zu verlassen, diesen Blick drauf zu kriegen. Aber auch da hat mich am Ende noch das Produkt gereizt, das Thema gereizt, die open source Welt, und wenn das dann gut zusammenpasst, dann hab ich da doch noch jemanden gekannt. Also, das war, sage ich, meine Verkettung an Punkten. Klar es fällt auch nicht leicht, sag ich mal, so einen Konzern zu verlassen. Ich mein, da teilen wir ja die Historie in dem Punkt. Gleichzeitig ist das schöne, das glaube ich auch, wenn man da auf einem guten Ton das Unternehmen verlässt. Ich habe immer noch sehr guten Kontakt zu vielen SAP Leuten, auch noch zu meinem ehemaligen Chef. Also ich glaube, das ist auch gerade in der IT Welt jetzt durchaus normaler geworden, dass man nicht sein ganzes Berufsleben in einer Firma verbringt.

Julia: Ja, absolut, was würdest du sagen, wenn du jetzt zurückblickst, so die Unterschiede zwischen Großunternehmen oder Konzernen, wie du es genannt hast, und dann in einem kleineren Unternehmen? Warum sagst du, es war so schwer für dich? Was waren da die Unterschiede, die du aktiv gespürt hast?

Jan: Ja, puh, das ist, sag ich mal, kann man lange drüber referieren. Ich glaube, so diese Klassiker, dass natürlich Entscheidungswege und co anders sind, man ist deutlich schneller, deutlich agiler unterwegs. Ähm, zugleich würde ich auch sagen, dass dieses Thema Autonomie auch bei SAP im Vertrieb hatte man viel Gestaltungsfreiraum, viele Themen. Also, ich glaube, da wurden schon viele Worte darüber verloren, was Startup, Konzern, beide, was ich persönlich ganz spannend fand aus einer inhaltlichen Sicht ist, dass sag ich mal die großen Software Unternehmen wie Microsoft, SAP, Oracle und Co, dass man ja im Grunde genommen für so ziemlich jede Problemstellung, die der Kunde hat, irgendwo eine Lösung irgendwo bauen auf der Preisliste findet. Also, man hat quasi eigentlich ein sehr, sehr breites Portfolio, wohingegen in dieser Startup Welt, da habe ich ja eine sehr spezifische Problemstellung erkannt, und ich schaue: Okay, bei welchen Kunden liegt die Problemstellung vor, und ich suche eigentlich sehr explizit nach diesen Punkten, und ich glaube, das war auch wahrscheinlich für meine Chefs dann in dem neuen Unternehmen manchmal etwas anstrengt, weil man dann natürlich schaut aus seiner Gewohnheit raus, wie man irgendwie dem Kunden das doch noch irgendwie erklärt, verkauft, in ein strategisches Thema verpackt und das ist dann im Startup nicht unbedingt gewollt. Da würde man dann eher sagen, okay, wir schauen, ob ein anderer Kunde vielleicht das Problem direkter hat, und gehen zu dem, und ich glaube, dass es auch eine persönliche Weiterentwicklung und da muss man sich selber offen zeigen, weil Verhaltensmuster, die im Konzern gewünscht waren und einen erfolgreich gemacht haben im Vertrieb, sind dann vielleicht in einem Startup, kleineren Unternehmen eher hinderlich, und ich glaube, da ist wichtig, dass man da nicht in dieser Konzern, manchmal schwingt ja so ein bisschen Arroganz mit, und ich erkläre jetzt mal den kleinen Unternehmen, wie das hier richtig mit enterprise sales funktioniert, und ich glaube, das sollte man nie nie mitbringen, sondern da immer sehr offen bleiben.

Julia: Okay, das heißt, konntest du denn trotzdem was mitnehmen, was du dort anwenden konntest, oder war es tatsächlich eine komplett andere Herangehensweise an den Kunden, und du musstest dich erst mal auf deine Mitarbeiter einstellen?

Jan: Also, ich glaube schon, das ist auch viel Wandel, den man selber durch macht. Ich glaube, dass ist schon schon wichtig. Natürlich bringt man Erfahrungen ein, und am Ende haben wir ja auch versucht unser Produkt bei dem Unternehmen oder auch erfolgreich einen großes Enterprisekunden platziert. Also, ich glaube schon, dass man diese Erfahrung mit mit einbringt. Aber ich glaube, man sollte dann auch wirklich recht selbstkritisch reflektieren. Okay, was passt, was kann man übertragen, und das war auch so ein Learning jetzt dann auch, als ich dann jetzt mein eigenes Unternehmen gegründet habe. Ich glaube, ich konnte jetzt oder kann jetzt viel besser verstehen, warum sich die Gründer von Aiven damals für bestimmte Themen entschieden haben, weil einem bestimmte Zwänge im Konzern gar nicht so bewusst sind, die auch an dem Startup vorliegen. Und ja, also ich würde schon sagen, dass es auch viel Wandel ist, den man selber in Angriff nehmen sollte.

Julia: Okay, spannend also, es interessiert mich. Du hast vollkommen recht, das Thema kann oder die Frage: Konzern, kleineres Unternehmen ist ausgelutscht. Man kennt sozusagen diese ganzen Geschichten: Okay, du hast weniger Benefits und diese Themen, aber jetzt, du warst ja nur mal an der, nicht an der Spitze des Unternehmens, aber trotzdem hat es eine sehr entscheidende Rolle. Deswegen finde ich das interessant zu hören, wie du das wahrgenommen hast, und vielleicht auch hat es dabei geholfen, so ein bisschen rauszufinden, was sind wirklich die essentiellen Dinge, die du machen musst, um ein Unternehmen am laufen zu halten, wenn deine Entscheidungen darüber entscheiden, ob das Unternehmen weiter existiert oder nicht, wenn du vor allen Dingen jetzt in Sales so eine hohe Rolle hast.

Jan: Absolut, und ich glaube, das ist jetzt noch mal in meinem eigenen Unternehmen deutlich präsenter, dass dieses Thema natürlich, wie kann ich Vertrieb effektiv gestalten und kurz-, mittel- und langfristig handeln? Ich sag mal, da hat natürlich eine SAP oder große Unternehmen, auch wenn da natürlich auch Quartalszahlen und co wichtig sind. Aber es gibt eben schon eine andere Zeitdimension, als es, sage ich mal, in Startups der Fall ist. Wobei auch da ist es wieder neben der Unternehmensgröße natürlich auch die Branche, die entscheidend ist. Wie jetzt im Gesundheitswesen, hat man trotzdem wieder deutlich längere Zyklen, als man das in diesem IT Datenbank Markt hat. Also, es ist, Vertrieb ist, klingt immer so ähnlich, aber in Wirklichkeit ist es, glaube ich, eine sehr spezifische Sache, die sehr viele Einflussfaktoren hat.

Julia: Ja, absolut, Vertrieb ist nicht gleich Vertrieb, je nachdem, was du verkaufst, wo du verkaufst, in welcher Größe du verkaufst, absolut! Ähm, jetzt bist du in einem Umfeld, was so gar nicht mit dem übereinstimmt, wo du vorher warst. Also, du bist noch einen Schritt weitergegangen. Du hast schon gesagt, du hast dein eigenes Unternehmen gegründet im Bereich Diagnostik. Wie kamst du dazu, wie kamst du zu diesem Bereich, und warum hattest du das Gefühl, da braucht es jetzt innovative Technologien, und ich möchte das lösen.

Jan: Na also, ich hatte vor den dualen Studium bei SAP tatsächlich mal kurz Medizin studiert, war eine interessante Erfahrung. Studium lief auch gar nicht so schlecht, aber damals hat mich diese medizinische Praxis, Gott sei dank muss man da so Pflegepraktika machen und da bin ich dann relativ weit weg gegangen mit dem Wirtschaftsinformatik Studium. Nichtsdestotrotz hat mich das Thema Medizin an sich und auch die Bedeutung davon irgendwie fasziniert und auch schon die Pharma, Vertrieb innerhalb der SAP war irgendwie eine spannende Branche. Irgendwie ist man doch so ein bisschen rumgekreist. Ähm, aber die relativ kurze Erklärung oder auch die Schuldige an der Sache ist eher meine Freundin, die aus der Laborwelt kam, die im Labor in TLA gearbeitet hat, Medizin studiert hat, weiter in der Blutbank, Doktoarbeit, Laborumfeld, und es war tatsächlich wirklich, über wie man das so macht, wenn man mit Freunden zusammensitzt, dann berichten Leute über berufliche Herausforderungen und Themen, und ich glaube, das ist das, was dann spannend ist, wenn, sage ich mal, Leute aus der Praxis berichten, Problemstellungen beschreiben wie jetzt in dieser Labordiagnostikwelt, von der ich vorher wirklich, ich behaupte mal, sehr wenig Kontaktpunkte hatte, wie die meisten, zumindest mal vor der Pandemie. Mittlerweile sind wir ja alle so halbe Experten geworden, aber vor der Pandemie war der Labor Kontakt in Deutschland doch echt überschaubar. Lang Rede, kurzer Sinn. Es war hauptsächlich, dass meine Freundin von diesen Problemen berichtet hat, die da in Kliniken und Praxen vorliegen, und mein Mitgründer und ich, wenn man dann eben hört und so diesen IT-Lösungsblick hat, dann fängt man natürlich an zu überlegen, ob sich nicht Sachen, die man woanders gesehen hat, auf dieses Problem übertragen lassen.

Julia: Okay, und was waren die Probleme, die du gesehen hast, wo du sagst, okay, da kann ich wirklich helfen.

Jan: Also, ich sag mal, die Herausforderungen, das ist, ich meine Medizin, gerade wenn man sich mit Ärztinnen und Ärzten unterhält, das ist schon ein sehr spezieller Bereich, das ist ganz klar. Aber so diese Grundherausforderung, dass man relativ viel automatisiert hat. Man hat High-End-Systeme, nicht nur in der Radiologie und CT, MRT, was viele kennen, sondern auch in der Labor Welt gibt es, sage ich mal, sehr komplexe Systeme, es können tausende Parameter bestimmt werden, die Genetik schreitet voran, es werden jede Menge Paper verfasst, die wissenschaftliche Forschung geht vorwärts, das heißt, es gibt irgendwie ein Haufen Daten, ein Haufen Wissen, und die Zeit, die der Mensch hat, daraus die richtigen Entscheidungen abzuleiten, die wird eher immer kürzer. Wer schonmal in einem vollen Warteraum saß, weiß, dass auch Ärztinnen und Ärzte selten jetzt große Langeweile haben, und dementsprechend so diese Problemstellungen, was du ja auch mit aus der Geschäfts-IT-Welt kennst, dass man irgendwie Daten aus Dateninsights generieren muss und Computer das irgendwie besser können als Menschen. Das ist so das übergeordnete Problem, und darunter subsumieren sich daneben relativ spezielle Labor Herausforderungen.

Julia: Ja, ich finde es eh ganz interessant, also in der Gesundheitsbranche, wo es so unglaublich viel Potenzial gibt, total wenig gemacht wird. Also, wenn ich mich mit meinen mediziner Freundinnen und Freunden unterhalte, haben sie von den meisten technologischen Begriffen noch gar nicht so viel irgendwie gehört. Ich glaube, das liegt vorallendingen daran, dass es viel in staatlicher Hand ist. Ich weiß nicht, arbeitest du vor allen Dingen mit privaten Laboren und Kliniken zusammen, wo dann auch genug Geld vorhanden ist, um sowas anzugehen, oder kannst du tatsächlich mit öffentlich angesiedelten Unternehmen arbeiten?

Jan: Also, die Hauptkunden sind tatsächlich niedergelassene private Laborgruppen, aber auch familiengeführte Labore. Also, das ist schon die Hauptkundengruppe. Gleichzeitig geht auch so das Krankenhauszukunftsgesetz ist da so ein Stichwort. Versucht auch der Staat, die Kliniken stärker zu modernisieren, zu digitalisieren. Aber ganz klar, diese staatlichen Kliniken und co sind sehr komplex aus der Vertriebssicht betrachtet viel über Forschungsfördemittel, Ausschreibungen. Da ist natürlich so ein privates Labor deutlich agiler. Zugleich würde ich dir an einem Punkt ein Stück weit widersprechen, was das Thema Digitaltechnologie angeht, weil auf der einen Seite, hast du natürlich absolut Recht, vieles, was irgendwo selbstverständlich war, also mit Verschlüsselung und Systemen und co und wenn man dann irgendwelche Faxanwendungen sieht, dann denkt man sich Gott oh Gott. Gleichzeitig hat man, und das finde ich immer wieder faszinierend, im Gesundheitswesen, man hat so beide Extreme nebeneinander. Also, du hast ein High-End-CT und eine hochautomatisierte Laborstraße, die 100 Sachen parallel misst mit irgendwelchen High-End-Technologien, die es wirklich so in kaum anderen Branchen gibt, und dann entsteht da irgendwie ein Ergebnis, und das wird dann mit Fax verschickt. Also, du hast quasi so High-Tech neben, sag ich mal, wirklich rudimentäreren Herausforderungen in der Datenkommunikation und Co. Also das ist was, was ich auch immer wieder schwer verständlich, ne Mischung aus schwer verständlich und faszinierend finden, wie so High-Tech und sehr rudimentäre Sachen so nebeneinander sind.

Julia: Hm, ja, total interessant, weil, seid ihr jetzt dann in dem hochmodernen Bereich? Seid ihr die Brücke zwischen dem weniger modernen Bereich und dem modernen Bereich, oder wo genau habt ihr euch angesiedelt? Ich glaube, eure Vision ist es ja zum einen, Ärzte und Labore dabei zu unterstützen, bessere Diagnostik und schneller stellen zu können, und auf der anderen Seite aber auch die Behandlungen von Patienten besser zu machen. Das heißt also, da wäre der zweite Teil, die Kommunikation, ja durchaus auch enthalten.

Jan: Na also, ich sage, wir haben schon den starken Fokus auf der Diagnostik, also das heißt, die richtige Krankheit effektiv früh zu erkennen. Das ist ganz klar der Schwerpunkt. Das Spannende ist eben, je besser ich diagnostiziere, desto besser kann ich behandeln. Also, Klassiker sind so Medikamentennebenwirkungen, wenn ich ne relativ generische Diagnose habe, dann kann ich mit irgendeinem Breitband Medikament arbeiten, was vielleicht viele Nebenwirkungen hat, und wenn ich eben ganz genau weiß, was die Patientin, der Patient hat, dann kann ich eben deutlich spezifischer vorgehen und das Bild, was du gezeichnet hast, an welcher Stelle, wo sind wir unterwegs? Das ist auch ein Stück weit unser Anspruch. Wir versuchen eigentlich auf der einen Seite natürlich, mit KI-Machine-Learnings so die neueste und beste Technologie zu haben. Zugleich sind wir, glaube ich, im Vergleich zu anderen sehr hemdsärmlich unterwegs. Also, wir bauen Schnittstellen, beschäftigen uns mit Harmonisierung, mit irgendwelchen alten Technologien, die zusammenzuknüpfen. Also ich glaube, da sind wir, vielleicht ist es auch ne Schädigung oder n Nachteil, dass man da auch aus so einer IT-Branche kommt. Aber wir haben schon den Anspruch, dass diese moderne KI-Technologie nicht nur so proof of concept auf nem goldenen Servierteller irgendwo im Schrank steht, sondern wir versuchen, das tatsächlich in die Praxis zu kriegen, mit allen Herausforderungen, die sich da zeigen in so einer sehr unterschiedlichen technologischen Ausbaustufen. Aber lange Rede, kurzer Sinn, also, ich glaube schon, sehr forschungsnah. Wir versuchen, sehr moderne Technologien einzusetzen, aber wir machen das auch sehr nahe mit Kunden zusammen und beschäftigen uns auch mit sehr weltlichen Problemen, um das da in die, in die Praxis zu bringen.

Julia: Okay, ja, man merkt schon, du bist auf jeden Fall tief drin, was jetzt auch die Technologie angeht. Du sagst, selbst wenn man aus der IT-Branche kommt und das Wissen hat, kann ein bisschen schwierig werden. Wie würdest du jetzt sagen, beeinflusst, dass deine Rolle als Geschäftsführer, wo du, gut im Startup ist es noch mal anders, du bist eh in allen Themen mit da drin. Aber trotzdem, du stehst eigentlich über den Dingen und muss den Überblick behalten. Ist das manchmal ein Nachteil, wenn du zu viel weißt?

Jan: Ja gut, ich meine, wir sind immer noch eine große Größenordnung, 20, 30 Leute irgendwo im Verzeichnis, das heißt, man hat schon noch den Anspruch, dass man sich halbwegs auskennt. Aber ganz klar, man darf sich nicht verzetteln in Einzelthemen, wo andere Leute halt es einfach mittlerweile viel besser verstehen, und da sage ich mal, dieses Vertrauen zu haben, ich meine in nem Konzern hat man diese tayloristische Arbeitsweise, dass vieles verteilt ist. Im Startup hat man das nicht, aber je größer es wird, desto mehr kommt man wieder zur Arbeitsteilung und das ist auch gut so. Man kann sich nicht überall auskennen, und ich glaube, das ist dann eher das, gerade wenn halt auch irgendein eigenes Unternehmen viel Herzblut, viel Schweiß drinsteckt, dass es natürlich einen sehr hohen Qualitätsanspruch an vielen Ecken, und auch man ist der Überzeugung, die Leute machen das gut und auch im besten Interesse. Aber manchmal hat man eben unterschiedliche Auffassungen, wie sollte was gelöst werden, und da das Vertrauen zu haben, dass die Leute das schon, weil sie einfach mehr wissen als du selbst, über das Problem, das die das dann schon gut lösen werden. Ich glaube, das muss man lernen, sich da zurückzunehmen.

Julia: Ja, und das glaube ich, kommt auch ein bisschen drauf an, wie du dich selbst als Unternehmer siehst, ob du da gerne hands on mit drin sein möchtest oder ob du sagst, mein Ziel ist es eigentlich, mich irgendwann mal rauszuziehen. Dann musst du natürlich automatisch ganz anders die Strukturen aufsetzen.

Jan: Ja, und ich glaube, mit dem hands on, also ich glaube, das ist schon so, Florian, mein Mitgründer, als auch bei mir sehr pragmatisch, hands on in den Themen drin. Gleichzeitig ist es so ähnlich wie dieses Versprechen, man arbeitet kundenfokussiert, oder man fokussiert sich auf Qualität. Ich kenne eigentlich jetzt weniger Gründer, die sagen, ich bin nicht hands on oder ich bin nicht Kundenfokussiert. Es ist eher eben immer so ein bisschen, es hat eine begrenzte Zeit, eine begrenzte Aufmerksamkeit, und wo steckt man die Energie rein? Ich glaube, das ist eher so das, was man sich immer fragen muss, wo ist jetzt seine eigene Wertschöpfung am größten. Ist es eher, neue Partnerschaften zu vereinbaren, mit neuen Kunden, strategisch zu arbeiten, oder ist es besser hands on tief drin? Also, man hat selten Leute, die sagen, ich arbeite nicht gern hands on oder ich arbeite nicht gerne daran, aber es ist eher, wo hat man noch den größten Hebel. Ja!

Julia: Ja, wir nehmen uns noch mal vielleicht ein bisschen mit zum Anfang. Ich kann mir das gar nicht so einfach vorstellen, so ein komplexes Thema, den Anfang zu finden, gerade wenn du vielleicht auch Gelder brauchst, Investoren suchst. Wie seid ihr vorgegangen? Habt ihr sofort Mitarbeiter dabei gehabt? Habt ihr erst mal ein kleinen Prototyp gebaut? Nimm uns mal kurz mit in die ganz Anfänge von dir und deinem Gründer.

Jan: Also, womit es losging, und wir hatten glücklicherweise beim Studium schon mal gegründet, alle beide auch damals Software gebaut, und ich sage mal so, dieses Technologie auf der Suche nach m Problem. Ich glaube, das ist was, was viele IT-Gründer auszeichnet, dass man von irgendner Technologie fasziniert ist und dann hofft, irgendein umfassendes Problem zu finden, und ist in der Tat auch bei vielen KI Themen so, dass es genauso rum irgendwie abläuft, und insofern waren wir da ein bisschen gebrannte Kinder. Das heißt, wir haben uns relativ gründlich angeschaut, wie wird es aktuell gelöst, wie läuft es ab? Und klar, man baut erste Piloten, man beschäftigt sich damit. Jetzt ist es so, man kann nicht einfach irgendwo hingehen und sagen, ich brauche mal 1 Million Patientendaten, um idie KI fürs Labor zu machen. Das heißt, es ist natürlich ein sehr regulierter Markt. Man muss sich da langsam ran kämpfen, anschauen, wie macht man was und was ganz spannend ist. Ich meine klar, man hat den Anspruch, was revolutionär Neues zu machen, aber häufig finden die Leute ja schon eigene Lösungen für Probleme. Wenn da wirklich ein Problem ist, dann hat meistens jemand irgendwie schon mal versucht zu lösen, und das war so ein Aha-Effekt für uns, als wir mal n Termin noch mit dem Labor spät am Abend in der Klinik hatten und der hat uns dann gezeigt, wie so eigenen Scriptsprachen, ganz viele Regeln, wenn dann Regeln aufgebaut hat, um irgendwie quasi ne KI oder n Unterstützungssystem zu simulieren, wenn man sich dann überlegt, Okay, das, da muss schon der Schmerz groß sein, wenn ich sowas quasi als nicht IT-ler mir sowas antue und irgendwie nächtlich irgendwelche Regeln reinhaue, und ich glaube, das ist auch so die Empfehlung tatsächlich, nach so Sachen zu gucken, wo quasi Leute viel Energie investiert haben, und ich glaube, uns war klar, dass diese Lösung jetzt weit weg von perfekt war. Aber wir hatten damit schon mal ein besseres Gefühl, dass es ein echtes Problem geben muss, wenn jemand sich so was antut, und, ähm, solche Systeme sehen wir jetzt auch noch häufig, und genau ich glaube, das ist tatsächlich ein wichtiger Aha-Effekt gewesen, wenn man gesehen hat, wie versucht man das jetzt zu lösen, und dann daraufhin auch zu überlegen, was kann da eine bessere Lösung zu dem Problem sein.

Julia: Darf ich da kurz nachhaken, ähm, du sagst am Anfang, wie du sagst, man kommt nicht einfach an 1000 Patientendaten alleine Datenschutzrechtlich ist das mega schwierig. Was war denn der erste Kontakt? Oder wie habt ihr dann eure Gespräche geführt? Habt ihr einfach Ärzte angerufen, mit denen gesprochen? Hast du über deine Freundin da Kontakte in die Labore bekommen? Oder was habt ihr gemacht?

Jan: Na, ich glaube, da war es ganz gut, dass man so gerade in einem Startup oder ich vorher auch relativ viel klassischen Vertrieb gemacht habe, also dass man eben wirklich Emails schreibt. Ich habe dann später noch eine NWA-Arbeit über das Thema geschrieben, aber wir haben schon wirklich sehr hands on geschrieben. Hey, können, wir haben ein paar fragen, wie lösen sie das Thema, wie arbeiten sie? Haben sie schon Systeme, um da zu unterstützen? Also, das war tatsächlich so klassische Interview oder Interviews Gespräche drum gebeten, dass man mal was gezeigt bekommen. Klar auch, dass muss auch immer außerhalb von Patienten geschehen. Aber ich sag mal, wenn die Leute die Probleme schildern, und da hilft schon, wenn man dann abstrahiert, okay, was steckt dahinter? Das war relativ viel Energie reingeflossen, und da kam es uns, glaube ich, damals zugute, dass, wenn man eben in der Nische anfängt, jeder oder viele sprechen mit Radiologen. Weil dieses Thema KI in der Bildgebung war eben schon sehr populär war, gibt es da schon große Unternehmen, und wenn man dann eben wertschätzend auch auf Labore zugeht, Labor, Ärztinnen und Ärzte, dann war da auch, sage ich mal, eine große Offenheit und bin ich auch sehr dankbar dafür, dass man da sich so auch transparent unterhalten hat, ehrlich gesagt hat, wo läuft es gut, wo läuft schlecht genau.

Julia: Okay, cool, also, hands on irgendwie Leute angeschrieben, nachgefragt, auf der Suche gewesen nach einem echten Problem, was es zu lösen gilt.

Jan: Oder beziehungsweise da gefragt, ob die dasselbe Problem haben oder ob das super Entdeckung war, dass jemand so sich so Regeln, da reingebastelt hat. Aber das hat man dann immer wieder gehört, und auch die Probleme Personalknappheit, explodierendes Wissen. Also, es waren schon so muster, die sich dann zeichnen gab, auch welche, die gesagt haben, Probleme hab ich nicht, also auch das gibt's aber klar, da muss man irgendwann abwägen.

Julia: Ja, und dann guckt man wahrscheinlich noch irgendwie, ob es Konkurrenz gibt, ob es da schon genug Leute gibt, die sich das Problem mal angeguckt haben, oder ob ihr da alleine seid. Das wart ihr ja. Oder gab es da viele Leute, die ähnliche Gedanken hatten wir hier?

Jan: Also, es gibt schon zwei, drei Unternehmen, die man sich dann auch anguckt. Aber da war glücklicherweise, und das half dann wieder, wenn man in dieser KI Ecke ein bisschen was zu tun hatte, dass man da dann relativ gut einschätzen konnte. Okay, wie gut haben die das Problem verstanden, wie gut ist vielleicht die Lösung? Genau, und das hat uns eher optimistisch gestimmt, dass sich da noch Möglichkeiten am Markt bieten. Genau, ich wäre immer sehr skeptisch, wenn ich irgendwie ein Thema oder Problem adressiere, wo ich überhaupt gar keinen finde. Das ist dann meistens auch ein schlechtes Zeichen.

Julia: Zumindest hast du dann super viel Aufwand, die Leute erst mal darauf aufmerksam zu machen, dass es ein Problem gibt.

Jan: Aufjedenfall.

Julia: Da geb ich dir total recht. Gut, ihr seid jetzt, ihr habt IT Verständnis, ihr seid aber keine Programmierer, zumindest du bist es nicht. Habt ihr euch jemanden dazugeholt, oder wie macht man das? Gerade Software ist ja ein Bereich, wo ganz viele Gründer interessiert wären, aber gar nicht die Skills haben. Vielleicht kannst du da nochmal einen Ratschlag geben, wie man da vorgeht.

Jan: Also das gute war, du hast das ganz gut ergänzt, weil Florian, mein Mitgründer, war Softwareentwicklerarchitekt macht jetzt auch hauptsächlich den technischen Teil. Insofern könnte man selber sehr effektiv auch n POC System aufbauen. Also das hat schon sehr stark geholfen, und und sag ich mal auch ich zumindest mal, was Datenbank Seite angeht, auch ein Stück weit Datenmodelle mitentwickeln. Also da, glaube ich, könnte ich auch schon auch mit helfen, mit unterstützen, und genau dann war tatsächlich am Anfang stellt man ja erstmal Werkstudierende ein oder es irgendwie kosteneffizient zu machen. Dann kam auch relativ zeitnah einen Arzt dazu. Also, es ist dann so Stück für Stück das Team gewachsen, und da war eigentlich so diese wichtigste Komponente, diese medizinische Seite mit aufzubauen, weil das hatten wir eben beide nur sehr begrenzt. Das heißt, da waren wir dann froh, dass wir einen Arzt einstellen könnten, Ärztin, aber das war dann schon, nach dem war auch ein bisschen Investment erhalten hatten, weil dann hat es eine Größe, die auch so die privaten Möglichkeiten übersteigt.

Julia: Okay, macht total Sinn, also Fachwissen irgendwie reinzuholen und eben Leute, die das ganze technisch aufsetzen können und natürlich so viel wie möglich selber machen.

Jan: Genau, genau, und ich glaube auch so klar, gute Software Entwickler können sich auch ein Stück weit aussuchen, und ich glaube, da ist auch so dieses Saying, man hat schon mal Piloten gebaut, man hat ein gewisses Grundverständnis. Genau, so kriegen das ja auch Medizinerin, Mediziner mit, ob man sich da jetzt inhaltlich auch schon mal mit auseinandergesetzt hatte. Ich meine, es erwartet keiner, dass wir jetzt als Gründer und IT leute irgendwie nur perfekt die Medizin verstehen, aber zumindest dieses Grundverständnis, sich dafür interessieren, da verstehen, was gibt es für Bereiche, was gibt's für Trends, und ich glaube, das ist schon wichtig.

Julia: Und was war dann euer, Eure erste Mitarbeiterinnen oder erste Mitarbeiter? Was war so die Schlüsselposition, die als erstes besetzt werden musste?

Jan: Genau also, es ging dann schon erst mit Werkstudent im IT-Umfeld los, war einfach viel POC-Bau, kannte auch hier in Karlsruhe ist auch ne recht aktive Gründerszene. Da war das irgendwie relativ gut möglich, und dann durch, Melanie, meine Freundin, die noch studiert, die hatten wir dann zur medizinischen Werkstudierenden, und dann war so der erste Arzt eingestellt. Das kam dann so Stück für Stück. Ja, aber am Anfang, und ich glaube, das kann ich auch jedem empfehlen, dass man erst mal versucht, das Team klein zu halten, guten Leuten, denen man vertraut, erst mal das Problem weiter validiert. Ich glaube, wir wären nicht schneller gewesen, hätte man gleich irgendwie fünf Entwickler eingestellt. Ich glaube das hätte nicht geholfen.

Julia: Okay, ja, interessant, und ihr heißt medicalvalues. Da steckt das Wort Werte drin. Wie kommt es? Hat das eine besondere Bedeutung? Oder ist das, okay Zufall ist es auf keinen Fall, aber woher kommt das?

Jan: Also klar, ich meine, am Ende so, Namensgebung ist genauso schlimm wie Logo aussuchen, dann sucht man da lange rum, und.

Julia: Dazu muss ich auch noch was sagen,es sah nämlich aus wie eine Qualle ich bin mir nicht sicher, was die Intention war.

Jan: Ja, genau, man ist ja lange am hin und her überlegen und was bei medicalvalues sich tatsächlich ganz gut verfangen hat, ist zum einen, ich meine, wir beschäftigen uns mit medizinischen Werten. Es ist sehr daentgegen, was wir tun, und gleichzeitig, und das ist auch so ein Stück weit die Diagnostik im Vergleich zur Behandlung, auch was dieses Thema Wertschätzung für die Diagnostik, für das, was da passiert, dass ist auch so ein Stück weit uns wichtig, weil wir der Überzeugung sind, dass das ein Riesenpotenzial hat, was man damit erreichen kann. Es ist für Labormediziner im Vergleich zu anderen Sachen auch sehr Kosten günstig im Vergleich. Du kannst eben viel damit machen. Gleichzeitig ist eben so, wenn bestimmte Parameter ein paar Euro oder paar Cent kosten, dann, und n MRT, n CT natürlich viel faszinierender ist son großes Bild, aber gleichzeitig so diese Wertschätzung für jede Form der Diagnostik, auch das Anamnesegespräch, was zum Beispiel gesundheitlich sehr schlecht vergütet wird in vielen Fällen, aber einfach diese Wertschätzung in der Diagnostik, das hat dann irgendwie verfangen an dem Wortspiel genau.

Julia: Verstehe ja, solange man es irgendwie erklären kann und wenn man mal mit dem Kunden spricht, dann sagen kann, warum das so ist, macht auf jeden Fall total Sinn, wenn du deine Erklärung dazu gibst, und ihr haltet euch ja als Geschäftsführer relativ im Hintergrund. Ihr legt vor allen Dingen Wert darauf, dass Themen im Vordergrund stehen, beziehungsweise irgendwie die Probleme und Herausforderungen vom Kunden. Das fand ich eine spannende Herangehensweise, weil, wie du sagtest, auf LinkedIn sieht man einen anderen Trend, gibt es ganz, ganz persönliches, was geteilt wird, oder der Geschäftsführer steht im Vordergrund, weil man vielleicht auch über Persönlichkeit verkauft. Davon distanziert ihr euch aktiv. Wie, wie kommt es oder warum ist dir das so wichtig?

Jan: Ja, also, ich sag mal, es ist jetzt auch kein Schwarzweiß in dem Sinne oder kein, dass ich das jetzt irgendwie ganz schlimm finde, wenn das geteilt wird. Ich sag mal, was wir schon sehen, genauso wie wir, sage ich mal, das Team als enorm wichtig ansehen und auch die Themen, an denen wir arbeiten, das ist für uns einfach das, worum sich viel dreht. Ich glaube, wir sind da relativ inhaltlich fokussiert auch an der Sache, und es ist auch so ein Stück weit das, was ich am Anfang an Linkedin gemocht habe. Dass ich das quasi als Geschäftsnetzwerk Inhalte gefunden habe, die ich spannend finde, das vermisse ich jetzt an einigen Stellen, und der beste Weg, das zu ändern, ist, indem man sich selber danach verhält und versucht, Inhalte zu teilen, und weniger jetzt sich selbst. Gleichzeitig ist es auch eine Sache. Ich glaube, ganz verschließen kann man sich davor nicht. Man nimmt an Expertenrunden teil, es wird beworben, auch da hat man dieses gewisse Verknüpfung mit dem Grunde, was jetzt auch überhaupt nicht schlimm ist, was auch irgendwo okay ist. Aber ich glaube, so dieses ganze Thema Branding der Gründer, das ist ja so eine Sache, die glaube ich viel, weil man diese schillernde Persönlichkeiten irgendwo sieht bei den ganz großen Startups. Aber ich glaube, viele wurden auch erst so schillernd, nachdem das Unternehmen erfolgreich war, und da habe ich das Gefühl, wird, machen manche, erst dieschillernde Persönlichkeit, und dann kommt vielleicht irgendwann der Erfolg vom Unternehmen, und ich glaube, da ist der Erfolg der Kunden und des Unternehmens sollte im Vordergrund stehen.

Julia: Absolut! Ich glaube, es spiegelt vor allen Dingen deine Werte ganz gut wieder, dass man eben das, was wirklich zählt, nämlich den Erfolg des Kunden, irgendwie in den Mittelpunkt stellt. Glaube, ich bin ja im Bereich des Marketing unterwegs. Wie gesagt, du kannst total einfach Luftschlösser aufbauen. Die Schwierigkeit ist, sozusagen, hintenan das auch zu halten. Deswegen hat es mich wirklich interessiert, wie du daran gehst oder ob ihr die Prinzipien, auf die du dein Unternehmen aufbaust, einfach vielleicht anders sind als die von anderen, oder ob Marketing bei euch zweitrangig erst mal ist und ihr euch auf Produkt und Sales konzentriert. Deswegen die Frage.

Jan: Genau also, ich glaube in diesem Marketing Sales, das verschwimmt immer mehr, und ich glaube auch trotzdem, dass im Gesundheitswesen das Thema Marketing, auch Kommunikation, wichtig ist und man viel gut machen kann. Und auch Labor der Zukunft Projekt, wo wir uns beteiligen, versuchen die Themen im Vordergrund zu bringen. Also, ich glaube, das sollte man auch auf keinen Fall unterschätzen. Die Bedeutung des Themas aber auch da ist es, sage ich mal schon, unser Schwerpunkt, dass wir auch Beispiel in diesem Labor der Zukunft Kontext, die Kunden zu Wort kommen lassen, da diesen Austausch fördern, und jetzt weniger, uns selbst unser unseren Aspekt. Genau.

Julia: Ja, ihr geht eher rein und teilt euer Wissen und versucht sozusagen da was Cooles aufzubauen, wovon die ganze Branche profitieren kann.

Jan: Genau!

Julia: Gut, wo wir jetzt beim Labor der Zukunft sind, vielleicht könne wir noch ganz kurz über die Zukunft sprechen. Ich weiß, dass ich mich mit jemand unterhalten habe, der auf der CES in Las Vegas war, ne Technologie-Messe, und neben dem Auto Mobil Sektor war Vorallendingen der Gesundheitssektor extrem spannend, und das Thema Diagnostik war im Vordergrund, vor allen Dingen aber Selbstdiagnostik, also wie Privatpersonen anhand ihres Urins oder Test ph-wert, wie auch immer, herausfinden können, ob sie krank sind oder was sie haben. Ist das auch was, was ihr euch anguckt in Zukunft oder n Trend, der ein bisschen parallel zu Eurem läuft?

Jan: Genau also geteilte Antwort. Auf der einen Seite kann man sich vor so Trends nicht verschließen, und ich glaube, wenn Covid ein gutes hatte, ist das Thema Diagnostik deutlich mehr in den Vordergrund gerückt ist. Also, wir spüren dieses ganze Thema Home-Testing, den Bedarf der Menschen ganz klar. Jetzt ist es so, dass sich unsere Lösung in erster Linie mal an Ärztinnen und Ärzte wendet oder auch medizinisches Personal. Allgemein haben auch Pflegeheime, ganz spannende Themen und Ansätze, aber es ist schon System und auch in der Tiefe, die wir abdecken, die eher an professionelle Anwender geht. Und dieses ganze Thema Home-Testing und Co, das ist ein absolut wachsendes Thema, und solche Bedarfe lassen sich nicht wegdiskutieren. Also, ich glaube, es ist viel, wenn Leute, ein großer Bereich, wo wir uns mit beschäftigen, sind so Nahrungsmittelallergien, Ernährungsproblematiken, und ich glaube schon, wenn eben Leute darunter leiden, dass man nach bestimmten irgendwie schlecht schläft, sich Verdauungsprobleme, Durchfall entwickelt. Ich glaube, das ist ein wichtiges Thema, und wenn eben die Leute diese Hometests bestellen, wenn man bei einem DM einen Zölliakie-Test macht, ob man irgendwie da Herausforderungen hat mit der Verträglichkeit, dann gibt's erst mal diesen Bedarf, und dann scheint es da n Problem zu geben, sonst würden Menschen sowas nicht kaufen oder nicht machen. Und dann ist natürlich die Frage, wie reagiert man als Gesundheitswesen oder als, sag ich mal, diesen klassischen Arzt, Patient und er managed für mich die Gesundheit oder sie, und was wir da spannend finden, und das versuchen wir eigentlich eher zu unterstützen, dass wir diese Schwelle zwischen diesem Hometesting und dann dieser ärztlichen Seite ein Stück weit auflösen. Also, um es ganz pragmatisch zu machen, dieses Nahrungsmittel, Ernährung, Allergiethema, das kann ebend über ne Patientin/Patient starten, dann ist der Arzt involviert, der Arzt oder unser System schlägt Labortests mit vor, Arzt bestellt im Labor, dann ist aber vielleicht auch ein Punkt, dass man dann ein Ernährungstagebuch schreibt, das wieder eher beim Patienten liegt. Der Arzt kommentiert den Befunde, gibt ihn dann an den Patienten. Also, das wäre jetzt, würde, glaube ich, den Rahmen sprengen. Aber dieses Ähm verschwimmen der Grenzen zwischen Hometesting, klassisches Gesundheitswesen, das ist ein Trend, den wir sehen und den ich auch positiv finde, weil es bedeutet ja auch, dass sich Menschen Gedanken über ihre Gesundheit und Vorsorge und Co machen, und das ist, glaube ich, angeraten.

Julia: Ja, vor allen Dingen löst es ein großes Problem, das alles immer effizienter werden muss, oder, wie du sagst, man kriegt nur einen bestimmten Betrag für eine medizinische Leistung. Also, der Arzt ist ja oft irgendwie unter Druck, relativ schnell zu handeln, und wenn der Patient selber in der Lage ist, selber noch was da zu machen oder beizutragen, löst ja ein Riesenproblem, nämlich dass es einfach zu oberflächlich bleibt und du vielleicht die richtige Diagnose gar nicht stellen kannst oder viel zu spät.

Jan: Na, jetzt ist, sage ich mal, glaube ich schon, oder was gerade in der Tiefe der Diagnostik, das sehe ich eigentlich ein bisschen anders, weil ich glaube, in der Tiefe der Diagnostik ist das, was auch in Deutschland gemacht wird, ist schon sehr, sehr gut. Also, es ist lange Facharztausbildung in so einem Labor steht und dann auch die Professionalität, die in diesen klassischen Gesundheitswesen, auch Laboren ist. Da kriegt man eine tiefe und auch eine Qualitätsgrad, den so home Test nach meinem Dafürhalten so schnell nicht schaffen wird. Das heißt, es ist eher für mich in dieser Anfangsphase, ich habe n Verdacht, Ich fühle mich unwohl, ich mache erste Tests. Da sehe ich Chancen mit diesem Hometesting-Themen. Ähm, aber dann in der Tiefe wirklich diese Diagnostik zu machen, das ist eine Qualität, da hat auch dieses klassische Labor, klassische Gesundheitswesen ganz andere Stärken, und die sollte man eben zusammen bringen, es ist so ähnlich wie mit dem Covid Schnelltest, der ist eben auch ne wichtige Sache, kann ich schnell, unkompliziert machen. Aber wenn ich wirklich die Sicherheit haben will, dann hat das ein professionelles Labor gemacht, und ähnlich kann man sich das auch in den anderen Bereichen vorstellen.

Julia: Ja, und wenn man mal über den europäischen Raum hinausgeht oder würde sagen erste, zweite Welt Rahmen hinausgeht, es gibt ja ganz viele Regionen. Ich habe eine Weile in Südafrika gelebt, wo das sicherlich nochmal ganz anders ist oder gebraucht würde, dass man schneller herausfinden kann, was man hat, vielleicht sogar mit relativ simplen Krankheiten, die für uns mit einem Medikament in der Apotheke zu lösen sind, wo dort man nicht genau weiß, was zu tun ist, wo man da vielleicht einsteigen könnte oder ein Problem löst, was hier gar nicht mehr existiert.

Jan: Und wir haben tatsächlich auch n Projekt in Kenia mit nem Startup, dort auch die versuchen Labormedizin für die Ärmeren, wobei Kenia im Vergleich zu anderen Regionen in Afrika auch relativ, nicht so wohlhaben wie Südafrika, aber relativ wohlhabend ist. Aber dieses Thema Diagnostik dort voranzubringen, ich glaube das ist hochspannend, und auch da hat man wieder mit vergleichsweise günstigen Sachen kann man echt einen großen Hebel erreichen mit dieser dieser Diagnostik. Und was ich allerdings auch interessant finde, ist, dass in Kenia, ich weiß nicht, hast du vielleicht auch festgestellt in Südafrika, dass man teilweise diese Leapfrog Geschichte hat. Das heißt, wenn man eben jetzt ein neues Labor aufbaut oder ein Testzentrum, dann baut man eben kein Fax auf, sondern dann ist selbstverständlich, dass es irgendwie über Smartphone und Co läuft, das heißt teilweise eine eher digitalere Infrastruktur, aber das wurde gerade letztes Jahr irgendwie aufgebaut, dann überspringt man halt einiges an Historie. Also ich glaube, es sind auch viele dynamische Chancen, die sich da entwickeln.

Julia: Ja, stimmt, ich glaube, das ist auch ein Grund, warum viele dieser Länder viel weiter sind, was Technologien angehen. Also in Südafrika beispielsweise zahlt man alles mit Apps und Karte, war für mich erst mal komisch, wieder zurückzukommen und alles mit Bargeld zu bezahlen, auch wenn das sicherlich auch seine Vorteile hat. Aber da hast du vollkommen recht, so habe ich da noch gar nicht drüber nachgedacht. Macht total viel Sinn. Ähm, letzte Frage, mich interessiert natürlich deine Sicht auf die gesellschaftlichen Veränderungen generell, was oder du hast gesagt, es ist wichtig, Probleme zu erkennen. Man hat aber nur eine begrenzte Zeit, die man investieren kann. Man darf sich fokussieren auf sein Thema, aber vielleicht hast du trotzdem eine Idee oder würdest sagen, es gibt Probleme in unserer Gesellschaft, die es wert wären, genauer angeguckt zu werden. Hast du da was, was du gerne teilen würdest?

Jan: Ja, also das tagsüber treibt mich diese Gesundheitsthemen an, irgendwie Menschen helfen. Ich bin selber immer sehr naturschutzaffin, mich da zu engagieren und zu machen ich glaube, das ist tatsächlich eine Sache, wo es eine Menge Probleme zu lösen gibt, jetzt nicht nur Klimawandel, auch Artensterben, Müll und Co. Also ich glaube, da haben wir eine Menge Herausforderungen, und was ich da ganz interessant finde, ist auch, wenn man sich damit beschäftigt, dass diese Verknüpfung zwischen Gesundheit der Umwelt und Gesundheit von Menschen, das klingt immer so hochtrabend, aber es gibt wirklich sehr viele Überschneidungen, viele Themen, und ich glaube, da hätte man auch aus der Pandemie viel mehr lernen können. Also, ich sehe schon, dass man viel wieder so in alte Muster Menschen verfallen und die Kreuzfahrtbranche boomt und Co. Also, ich glaube, da haben wir wenig gelernt. Gleichzeitig bin ich da Optimist, ich sehe da auch, wir sind ja so ein bisschen schon fast eine etwas bräsige Generation. Ich finde, dass die, die nach uns kommen, da deutlich aggressiver sind und demonstrieren, und co, ob das jetzt gut ist oder schlecht ist, das man nicht auf Straßen festklebt, das will ich mal in Frage stellen. Aber trotzdem dieser Ansatz, dass man das als echtes Problem identifiziert, dass man dort aktiv ist, und ich glaube, da kann man viel machen, und wir beschäftigen uns damit was zum Beispiel eine effiziente Diagnostik auch aus einer Umwelt Perspektive und auch da ist natürlich Vorsorge viel besser, als wenn ich sehr viel Aufwandbehandlungen treibe und auch Krankenhäuser großen Einfluss auf Energieverbrauch, und auch es entsteht sehr viel Müll in dem Kontext, und das finde ich auch ganz spannend, dass da erste Klinikleiterinnen/-leiter anfangen umzudenken, sich zu überlegen, hey, wir sind selber irgendwie auch ein Teil von dem Problem, wo wir dann behandeln, hinten raus. Na also, ich glaube, dieses ganze Thema gesunde Umwelt, gesunde Menschen, das ist, da ist noch viel Raum für Startups, für Unternehmen, die sich da engagieren.

Julia: Und wo auch Technologie eine große Rolle spielen kann.

Jan: Auf jeden Fall, da glaube ich das menschliche Verhalten und die Einsichten, das wandelt sich langsam. Ich finds super, das es jetzt schon irgendwie uncool ist in vielen Gegenden, wenn man irgendwie einen großen SUV fährt, was glaube ich, manche im Vertrieb früher noch anders gesehen hätten. Also, ich glaube, es passiert schon ein Wandel, aber das ist natürlich ein sehr langsamer gesellschaftlicher Prozess. Technologie ist da, glaube ich, deutlich schneller, und gibt es so viele Probleme, die man da angehen kann? Da gibt's auch, es ist nicht immer so eindeutig, wo jetzt die Geschäftschancen sind. Aber ich glaube auch, dass in dem Umfeld viele sehr erfolgreiche Unternehmen entstehen werden.

Julia: Ja, ich glaube, du musst halt etwas finden, wo der Arzt oder wo die Person abends sich noch hinsetzt, obwohl sie kein Programmierer ist und eine Lösung versucht zu finden, um das Problem zu lösen. Und das ist halt gerade bei Müllvermeidung beispielsweise betrifft dich nicht persönlich, weil du gibst es erstmal ab, und dann ist es nicht mehr in deinem Sichtfeld. Da bin ich mal gespannt, was sich noch in den nächsten Jahren entwickelt.

Jan: Auf jeden Fall, aber ich blicke optimistisch in die Zukunft. Alles andere bringt auch nix.

Julia: Ja, ja, und ich bin gespannt, ob du jetzt erst mal lange Zeit bei dem Thema bleibst oder ob wir noch einen weitere Geschäftsideen von dir sehen werden in Zukunft. Vielleicht können wir uns ja in fünf Jahren nochmal unterhalten und gucken, wo du dann stehst. Es hat mir auf jeden Fall total viel Spaß gemacht, dich und euer Unternehmen ein bisschen besser kennenzulernen, und wenn du möchtest, kannst du gerne zum Abschluss noch irgendwas sagen, was du gerne teilen möchtest für Menschen, die vielleicht auch gerade an der Stelle stehen, wo sie sagen, okay, Technologie interessiert mich. Ich würde gerne in dem Bereich vielleicht auch unternehmerisch tätig werden. Vielleicht hast du da noch einen letzten Rat.

Jan: Oh, das ist schwierig mit global galaktischem Rat. Also ich glaube, was, es lohnt sich auf jeden Fall. Also es macht jeden Tag ne Menge Spaß, lohnt sich, dranzubleiben, hartnäckig zu bleiben, weil auch wenn sowas wie Gesundheitswesen, ich glaube, wir haben uns die maximale Komplexität geschaffen mit unseren Geschäftsmodellen & Themen, aber es macht auch Spaß, komplexe Probleme zu lösen. Also insofern kann ich da nur motivieren, die Sache auch anzugehen und dem ne Chance zu geben.

Julia: Do it. Okay. Vielen Dank!

Jan: Ich hab zu danken. Danke für das Interview.

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